Der Garten als Jungborn

So hieß eine Werbezeitung in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts, die ich geliebt habe, zeigte sie doch die Pracht der Blumenzwiebeln in größter Fülle. Viele Aufnahmen waren im Keukenhof in Holland entstanden. Die Zeitung war möglicherweise ein Grund für den Boom an Keukenhof – Reisen der Busunternehmen, den es viele Jahre lang gab.

Bürgerkommune Fellingshausen 2013 bei der Vorbereitung für den Blühstreifen an der Rodheimer Straße

In Biebertal gibt es noch viele, zum Teil recht große Gärten. Sie werden leider oft wenig genutzt. In Zeiten der Gesundheitsgefährdung durch das Corona-Virus wäre ein Umdenken und verändertes Handeln wünschenswert. Dass der Garten wirklich ein Jungborn ist, zeigen etliche wissenschaftliche Untersuchungen.

Was sagen die Studien? Australische Forscher fanden heraus,  dass das Demenzrisiko bei männlichen und weiblichen Probanden ab 60 Jahren um 36% sank, wenn eine regelmäßige Gartenarbeit durchgeführt wurde. Eine medizinische Studie aus den Niederlanden flankiert diese Ergebnisse und führt an, dass diejenigen, die anstrengende Tätigkeiten an der frischen Luft bzw. in der freien Natur ausführen,  einen weitaus niedrigeren Cortisolspiegel (Stresshormon Spiegel) aufweisen, als diejenigen Studienteilnehmer, die dieselbe Tätigkeit innerhalb eines Gebäudes ausgeführt haben.

Die positiven gesundheitlichen Auswirkungen gärtnerischer Tätigkeiten sind also nicht von der Hand zu weisen. Schaut man sich das japanische Okinawa an, in dem die weltweit höchste Dichte an 100jährigen Menschen zu verzeichnen ist, fällt auf, dass neben regelmäßigen Bewegungsgewohnheiten, sozialer Verbundenheit sowie pflanzlicher Nahrung das gemeinsame Pflegen ihrer Privatgärten einen wesentlichen Grund für ihr langes Leben darstellt.

Eine Arbeitsgruppe der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik in Wien hat nachgewiesen, dass sich der Mix aus frischer Luft, Licht, Farbe und körperlicher Aktivität grundsätzlich wohltuend auf Körper, Geist und Seele auswirkt. Erkannt haben die Wissenschaftler auch: Arbeit im Garten kann die Identität eines Menschen aufrechterhalten. Ein wichtiger Punkt für jene, die in den Ruhestand gehen und nach einem langen Arbeitsleben nach neuen Aufgaben suchen.

„Gärten stehen immer für Veränderungen, für die Bewältigung wechselnder Herausforderungen, für flexible Anpassung, für Improvisation, Genuss und Engagement“, weiß Fritz Neuhauser, Allgemeinarzt und Psychotherapeut aus Wien. Der Experte für Gartentherapie ist davon überzeugt, dass das Grubbern auf der Scholle Abhilfe bei Lethargie und Leere schafft, dafür den Tag strukturiert – und das in jedem Alter. Depressive und emotional belastete Menschen profitierten besonders: Denn wer sein Grünzeug hegt und pflegt, ist in der Lage, Ängste und Sorgen im gleichen Moment zu verbannen.

Quellen:
https://www.7jahrelaenger.de/7jl/magazin/wie-gartenarbeit-koerper-und-geist-belebt-54736, Magazin des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft
Mein schöner Garten, http://www.garten-held.com/lebenserwartung-durch-gartenarbeit-erhoehen/

Foto: Eveline Renell