Bei Regional denken wir in erster Linie an die Ernährung. Welche Lebensmittel aus Biebertaler Betrieben können wir kaufen?
Wir haben uns in Bubenrod ein ganzes Reh gekauft. Das Tier wog 16kg, ausgelöst und küchenfertig portioniert noch 8kg, für das wir 20€ pro kg bezahlten. Wenn Sie nur Rehrücken haben möchten, der zwischen 800 und 1200g wiegt, sollten Sie mit mindestens 25,00€, z.T. bis zu 45€ pro kg rechnen. Aber warum nur den Rücken nehmen? Die Tiere werden normalerweise recht jung geschossen, daher ist alles Fleisch sehr zart. Wer gerne Rezepte ausprobiert, hat hier ein großes Experimentierfeld.
Wild ist bei einem der 200 Biebertaler Jäger und Jägerinnen*) recht einfach zu bekommen.
Rotes Fleisch wird immer mal wieder als gesundheitsschädlich verteufelt. Die beiden Testreihen, auf Grund dessen diese Behauptung verbreitet wurde, erfüllen für mich nicht die Voraussetzungen für so eine Behauptung.
Auch wenn man rotes Fleisch generell nicht öfter als 1–2 Mal die Woche essen sollte – Rehfleisch darf es nach Expertensicht auf jeden Fall gern sein. Denn es gehört zu den besonders fettarmen und dafür eiweißreichen Fleischarten. Weitere Pluspunkte von Rehfleisch sind ein relativ niedriger Cholesteringehalt und beachtliche Mengen an B-Vitaminen, Eisen sowie anderen Mineralstoffen.
Was gibt es noch an regionalen Lebensmittel?
Das sind Eier und zu bestimmten Zeiten nach Bestellung auch Hähnchen und Gänsefleisch vom Bauernhof March in Rodheim (Artikel folgt später). Dieser Bauernhof ist der Landmarkt-Initiative angeschlossen. Ruft man diese auf oder sucht unter „Gutes aus der Region“, einer Broschüre des Lahn-Dill-Kreises gemeinsam mit dem Kreis Gießen aus dem Jahr 2016, nach den einzelnen Betrieben, findet man fast nur Erzeuger tierischer Produkte. Im Einzelfall werden Kartoffeln zugekauft. Ein paar Betriebe bieten im Herbst Kürbisse an.
Gemüse? Fast eine Fehlanzeige! In Langgöns (Fahrzeit bis 30 Minuten) sind etliche Kartoffel anbauende Betriebe. In einem Betrieb werden Gemüse und Salate produziert, doch nur für den Verkauf auf zwei Wochenmärkten. Ein Betrieb in Lich-Langsdorf hat eine große Produkt-Palette. Das Gemüse wird jedoch vom Bruder der Bäuerin aus dem hessischen Ried zugekauft bzw. aus dem „Gemüsegarten RheinPfalz“, mit 18.000 ha das größte Gemüseanbaugebiet Deutschlands. Auf dem Hofgut Friedelhausen wird reichlich Gemüse erzeugt, doch auch dorthin fährt man 20-25 Minuten.
Aber Hilfe naht: Seit zwei Jahren gibt es bei Herrn Stroh in der Wißmarer Straße in Wettenberg verschiedenes Gemüse vom Feld zu kaufen. Ein Landwirtschaftsstudent ist hier in die Praxis eingestiegen. Das sind von Fellingshausen 14 Minuten Fahrzeit.
Wenn Sie regionales Gemüse kaufen möchten, ist es in Wettenberg am sinnvollsten, danach auf dem Gießener Wochenmarkt. Man kann auch Mitglied der SoLaWi*) in Altenvers werden. Die gelegentliche Mithilfe auf dem Acker gehört dort zu den Bedingungen der Mitgliedschaft.
Wir haben hier im Dorf noch viele alte Grundstücke mit großen Gärten. Sogar die Neubauten haben recht viel Fläche drum herum. Wir haben hier Vorteile, von denen Städter nur träumen können. In Corona-Zeiten fühlt man sich nicht eingesperrt. Was liegt also näher als wieder selber zu säen und zu pflanzen? Mir kommen bei der Tätigkeit im Garten oft die besten Ideen. Wer es noch nie gemacht hat, kann es auf einem kleinen Stückchen Erde ausprobieren, z.B. mit einem kleinen Klappbaren Hochbeet, das unter 100€ zu bekommen ist. Tipps zum Säen und Pflanzen gibt es im Bilderbogen unter „Haus und Garten“, aber auch überall im Internet – oder auf dem Fellingshäuser Wochenmarkt.
*) SoLaWi = Solidarische Landwirtschaft https://solawi-marburg.de/
Quellen: https://www.jci.org/articles/view/94601 Die Forschungsergebnisse sind leider nur auf Englisch