Schaubeet und Pflanzenmärkte im Herbst

Das Schaubeet der VEN-Regionalgruppe Mittelhessen in den Hardtgärten. Zu sehen sind noch einzelne Erbsensorten, vor allem links die sehr lange tragende und wohlschmeckende dänische Zuckererbse `Engelsk Sabel´. Dazwischen sieht man Reihen mit Roter Bete. Mitte August wurden verschiedene Blattkohlarten in die Erbsenreihen gepflanzt.

Die Rote Bete ist das “Gemüse der Jahre 2023 und 2024”, das vom “Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt” auf der Mitgliederversammlung benannt wird. Um anschaulich zu machen, dass die “Roten” Bete nicht nur rot sind, und dass sie unterschiedliche Formen haben können, haben wir das Angebot der IJB* genutzt, in den Hardtgärten ein Schaubeet anzulegen. Der Boden oberhalb des Steinbruchs auf dem Gelände der ehemaligen Baustofffirma Ludwig Schneider hatte es in sich. Zum Ausheben von drei Pflanzlöchern für Dahlien brauchten wir eine Viertelstunde. Gegen Unkraut und Trockenheit wurde mit Pappe und Rasenschnitt gemulcht. Nach den Regenfällen ab Juli gedeiht aber alles überraschend gut. Vereinzelt kommen auch Erbsenpflanzen auf, vermutlich ausgefallene Körner.
Die ersten Erbsen wurden Ende März gesät und wuchsen problemlos. Die Folgesaaten um den 8. April gingen zum großen Teil gar nicht auf, so dass eine Voranzucht in Töpfen im Gewächshaus erfolgte. Schließlich hatten wir 12 Erbsensorten auf dem Beet: Pal-, Mark-, Zuckererbsen, aber auch Kronen- und Knackerbsen.

Links Blütenstand der Kronenerbse und rechts eine Schüssel mit reifen Hülsen der Palerbse `Allerfrüheste Mai´.

Die Erbsen (Gemüse der Jahre 2009 und 2010) wurden als erste Kultur genommen, weil sonst monatelang nichts zu sehen gewesen wäre, denn die Rote Bete wachsen recht langsam. Eingedenk der schlechten Erfahrung mit den Erbsen haben wir sie von vornherein vorgezogen. Inzwischen wurden die meisten Erbsensorten reif (für Saatgut) geerntet. Dabei haben wir die Stiele abgeschnitten, damit die Wurzeln mit den Knöllchenbakterien im Boden bleiben. Mitte Juli wurden verschiedene Blattkohlarten ausgesät und Mitte August in die Erbsenreihen gepflanzt.

Oben sind links die gelbfleischigen Jaune de Vauriac und rechts die weißfleischigen Geante Blanche zu sehen. Das Foto links zeigt die Sorte `Tessas Premium´, die wir selber noch nicht kennen und daher für die Saatgutgewinnung vorgesehen haben. Das geht aber erst im nächsten Jahr.


Auch uns selber macht die Beobachtung der vielen Sorten sehr viel Freude. Wenn Sie neugierig auf das Beet geworden sind, so können Sie mit uns eine Führung vereinbaren, auch außerhalb der offiziellen Öffnungszeiten. Dabei können Sie natürlich das ganze schöne Hardtgärten-Gelände kennen lernen. (eveline.renell@gmail.com)

Herbstmärkte mit VEN-Beteiligung

Darüber hinaus möchten wir Sie auf 4 Herbstmärkte aufmerksam machen, auf denen wir mit einem Informationsstand vertreten sind, bei dem es aber auch Saatgut und reichlich Pflanzen zu kaufen gibt (siehe Vorschau im Bilderbogen)

Sonntag 10. September Kreativmarkt auf Burg Gleiberg, 11.00 – 18.00 Uhr (Veranstalter KuKuk)

Sonntag 24. September Herbstmarkt auf Hof Haina, 12.00 – 17.00 Uhr (Veranstalter NaBu Rodheim)

Sonntag 8. Oktober Apfelmarkt auf dem Ochsenfestgelände in Wetzlar (Veranstalter Landwirtschaftlicher Verein)

Samstag 14. Oktober Herbstmarkt in den Hardtgärten, 11.00 – 15.30 Uhr (Veranstalter IJB)


*) IJB = IJB – gemeinnützige Gesellschaft für Integration, Jugend und Berufsbildung mbH, Nordanlage 33, 35390 Gießen
Die Hardtgärten liegen in Heuchelheim am Ludwig-Schneider-Weg ganz oben – immer der schlechten Straße nach.

Klatschmohn-eine haltbare Schnittblume

Der abgebildete Feldblumenstauß mit Kamille und Wiesenlabkraut steht seit 9 Tagen in der Vase. Zeit, ihn auf den Komposthaufen zu werfen – bis auf den Mohn
Die Mohnstängel wurden vorsichtig aus dem verwelkten Strauß gelöst. Nun stehen sie mit frischem Mutterkraut zusammen und werden noch 3-4 Tage blühen.
Auch die Knospen werden sich noch entfalten, allerdings etwas verblasst.

Mohn mögen die meisten Menschen. Begeistert werden die leuchtenden Blüten gepflückt – aber zu Hause angekommen, sind nur noch die unreifen Kapseln übrig. Dann ist die Enttäuschung groß.
Wie bekommt man einen Mohnblumenstrauß für die Wohnung? Das ist eigentlich recht einfach. Nur solche Stiele werden gepflückt, die eine gelbliche, nach oben stehende Knospe haben. Am nächsten Morgen sind die Hüllblätter abgeworfen und die Knospe entfaltet sich zur roten Schale. Und da im Zimmer meistens keine Hummeln oder Bienen herumfliegen, bleibt die Blüte etliche Tage erhalten. Weitere Knospen entwickeln sich, so dass man sicher 10 Tage Freude an dem ungewöhnlichen Blumenstrauß hat.

Mähfreier Mai – No Mow May

Ein Garten in Königsberg mit Polsterpflanzen und blühender Wiese; Kleine Tiere finden unter Steinen und Holz Unterschlupf

Die Initiative “Nachhaltiges Gleiberger Land” hat den oben genannten Begriff vor einigen Wochen via Facebook in den Ring geworfen. Eine neue Mode? In ein paar Jahren schon wieder überlebt? Die Überschrift zeigt, woher der Trend kommt. Den Engländern kann man auch nicht vorwerfen, sie hätten vom Gärtnern keine Ahnung. Es gibt zwar den typischen “englischen Rasen” = 3 mal pro Woche mähen und das mehrere Jahrhunderte lang. Aber gerade in England gibt es in den Parks auch bunte Blumenwiesen. Und dazwischen oft einen Rasenweg.
Ich frage mich oft, warum so viele Leute nur einen “ordentlichen ” Garten schön finden, einen, in dem nur ein paar Grasarten wachsen, aber ein Gänseblümchen schon die Ordnung stört. Ich finde es toll, wenn ich mich im Liegestuhl zwischen die blühenden Pflanzen setzen und in aller Ruhe ganz viele Insekten beobachten kann. Etwas weiter weg picken ein paar Vögel Körnchen und für mich unsichtbare Tierchen von Boden und Pflanzen und ernähren damit ihre Jungen.

Hier sieht man typische “Rasenunkräuter”: Kriechender Günsel und Große Sternmiere. Vom hübschen Günsel hat man etliche Sorten ausgelesen.

Warum gerade im Mai nicht mähen? Es ist der Monat, wo die meisten Wildblumen blühen und die meisten Insekten neue Baue anlegen, Vögel brüten und füttern, die Wildkaninchen und Rehe mit der Aufzucht der Jungen beginnen. Hohe Wiesen sind dabei ein guter Schutz. Mittlerweile wissen wir, dass vielfältige Gärten einiges von dem auffangen können, für das in der kultivierten <Agrar>Landschaft kein Platz mehr ist.

Auch eine Kulturlandschaft: Zweimal dieselbe Wiese
Es gibt für alle genügend Futter Bubenrod

Essen Sie gerne Honig? Die Biene lebt wie der Mensch von einer vielseitigen Ernährung. Je vielfältiger das Nahrungsangebot, desto widerstandsfähiger sind die Bienen gegen Krankheiten. Die intensive Nutzung der Kulturlandschaft und der zunehmende Aufbau von Monokulturen reduzieren die Vielfalt der Lebensräume. Blühen dann alle Nektarlieferanten gleichzeitig und nur kurze Zeit, werden die restlichen Monate für die Tiere zur Hungerszeit.

Das Rapsfeld ist schön anzusehen, der Honig schmeckt,
aber die Ernährung für die Bienen ist sehr einseitig

Damit die Bienen nicht (ver)hungern, sind sie auf abwechslungsreiche Lebensräume mit einem ganzjährig reichen Angebot an blühenden Pflanzen angewiesen.

Das heißt, wenn Sie im Mai nicht mähen und im Rest des Sommers weniger, dann garantieren Sie Wild- und Honigbienen eine abwechslungsreiche Ernährung. Und jeder kann EINFACH mitmachen. Das sehen Sie auf den beiden letzten Fotos.

2 Kleingartenanlagen in Gießen, nur durch diesen Asphaltweg getrennt: Hier wurde radikal gemäht – die Arbeit erfolgte mit Freischneider und Laubbläser, das Gras kam in die Tonne. Am Außenzaun ein Schild “bunte Blumen für Bienen + Hummeln”
In der Kleingartenanlage gegenüber findet seit einigen Jahren ein Umdenken statt. Der neue Vorstand experimentiert und nimmt die Mitglieder dabei mit. Im Beet (oben) blüht es während der ganzen Saison.
Beide Fotos entstanden am 29. April 2023 im Waldbrunnenweg

Wintergericht: Grünkohl-Auflauf mit Weizen

Im Norden ein Muss – und bis zu 3m hoch: Grünkohl
Hier mitverwendet: die dunklen Außenblätter des Wirsings

Dies ist ein vegetarisches Gericht und sei auch allen denen empfohlen, denen Grünkohl normalerweise zu herb ist. Der Weizen sowie Sahne und Tomatenmark mildern den Geschmack. Zu eingefrorenem Kohl würde ich nicht raten. Meine eigenen Versuche zeigten, dass er schmeckt wie zig mal durchs Wasser gezogen. Allerdings ist es mittlerweile schwierig geworden, frischen Grünkohl zu bekommen, Daher habe ich dieses Mal gefrorenen Grünkohl mit frischen Wirsingblättern gemischt, und zwar nur mit den äußeren, dunkelgrünen.

Hier das Rezept für 2-3 Personen

100-150g ganzen Weizen (bei Klatschmohn und Edeka, Rewe) über Nacht in Wasser einweichen,
mit wenig Salz 1 Stunde köcheln

links trockener, rechts gequollener Weichweizen;
im Foto rechts Weizen nach einer Stunde Kochzeit

500g frischen Grünkohl entrippen, blanchieren und schneiden (Alternativ 250g Wirsingblätter und 150g gefrorene Grünkohlpellets)
in etwas Fett mit Zwiebeln nach Geschmack andünsten, etwas Brühe aufgießen und 30 Min. köcheln
Gekochten Weizen (mit oder ohne weitere Zwiebel) leicht anbraten,
1 – 2 kleine Dosen Tomatenmark (kein Ketchup!!!) hinzufügen, braten,
mit 200ml Sahne auffüllen, leicht einkochen, abschmecken

Links alle Zutaten,
rechts nach der Zubereitung geschichtet

Grünkohl und Weizen in eine flache Auflaufform schichten, letzte Lage ist Weizen.
Bei 170° C etwa 30 Minuten backen (im Mikrowellengrill höchste Stufe 12 Minuten)

  • RAE = Retinol Aktivitäts Äquivalent
    # = Diese Stoffe befinden sich vor allem in dunkelgrünen Blättern. Da die meisten Leute die dunkelgrünen Blätter von Wirsing wegwerfen, wird die Untersuchung ohne diese durchgeführt. Daher liegen die Werte bei Wirsing erheblich unter denen von Grünkohl.
  • Quelle: https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/?L=0

Weitere Kommentare: Die angegebenen Werte sind Durchschnittswerte. Sie hängen von vielen Faktoren ab. Deshalb sind Stellen hinter dem Komma (außer bei den Tagesempfehlungen) Quatsch! Ich habe daher auf- bzw. abgerundet. Alle Angaben sind für Erwachsene (Männer und Frauen). In Stillzeit und Schwangerschaft und natürlich bei Kindern und Jugendlichen ergibt sich ein ganz anderer Bedarfswert!
Eine besondere Schwierigkeit besteht bei Provitamin A. Das Vitamin A kommt nur in tierischen Lebensmitteln vor (ganz besonders viel in Rinderleber). Man kann zu viel davon aufnehmen und sich damit vergiften. Es gibt keine Angaben, ob man auch zu viel Provitamin aufnehmen kann.  Vitamin A-Überdosierung: Erst mal unspezifische Zeichen wie Kopfschmerzen, Bauchweh bis Erbrechen. Gefährlich: Ansteigender Hirndruck, Hautveränderungen etc. (Ev. Renell Dipl.oec.troph)

Winter war mal Kraut und Rüben

Steckrüben mit Blutwurst überbacken

Die Blutwurst verleiht diesem leicht verdaulichen Gericht den Pep! Foto Renell

Kraut und Rüben sind die einzigen Gemüse, die sich in unseren Breiten gut in einer Erdmiete*), im Keller oder sogar auf dem Beet überwintern ließen. Und im März sahen die Reste dann tatsächlich aus wie „Kraut und Rüben“. Die Möglichkeiten dieser Überwinterung sind kaum noch gegeben. Aber darum geht es nicht. Hinter Weißkraut, Wirsing, Rotkraut oder Grünkohl hinter Möhren, Pastinaken, Sellerie, Roter Bete und Steckrüben verstecken sich Gemüse, die sowohl kulinarisch als auch von ihren Inhaltsstoffen einiges zu bieten haben. Ich werde einige meiner Lieblingsrezepte hier vorstellen.

Steckrüben mit Blutwurst überbacken. Dieses Gericht lernte ich vor vielen Jahren in der Eifel kennen, als wir nach einer Wanderung im November mit Schnee, Graupel und viel eisigem Wind in einem Gasthaus strandeten. Die Gaststätte war eigentlich schon geschlossen, da es damals um diese Jahreszeit auch keine Touristen gab. Die nette Wirtin lud uns kurzerhand an den Familientisch ein. Und seitdem koche ich dieses Gericht in jedem Winter, manchmal sogar mehrmals.

Für 2 Personen braucht man
1 große Zwiebel gewürfelt, in Öl anschwitzen, dann dazu geben und leicht mitdünsten:
500g Steckrüben geschält und in 2cm – Würfel geschnitten
300g vf oder f – Kartoffeln, geschält und in 2cm-Würfel geschnitten
mit 400ml Brühe auffüllen,
Salz, Pfeffer und Majoran (oder vergleichbare Kräuter) dazugeben und 30 Minuten köcheln, abschmecken
in Auflaufform geben,
Scheiben von weicher geräucherter Blutwurst darauf legen, 10 Min. überbacken.
Was zuviel ist, lässt sich gut kalt oder warm zwischendurch “naschen”.

*) Eine Erdmiete nutzte man, um vor allem Rüben und Wurzelgemüse in größeren Mengen frostfrei zu überwintern. Das geht natürlich auch heutzutage noch, sofern genügend Gemüse vorhanden ist. Gelegentlich sieht man diese Erdmieten auf Rübenfeldern. Für die Miete nutzt man einen windgeschützten Platz, am besten unter einem Dachüberstand. Es wird ein mindestens 1m breiter und 40cm (je kälter die Winter, umso tiefer – bis 80cm) tiefer Graben ausgehoben. Dann erhält der Boden eine 10-20cm dicke Schicht Sand, damit Wasser abfließen kann (falls es zu Starkregen kommt). Darauf werden solche Wurzeln und Knollen ausgebreitet, die frei von Fäulnis- und Schimmelstellen sind. Man sollte einzelne Gemüsearten durch Sandschichten voneinander trennen, so bleiben sie länger frisch. Als oberstes folgt eine Schicht Sand und darauf etwa 20 cm Langstroh. Gemüse und Sand und Stroh werden pyramidenartig+) aufeinander geschichtet. Zum Schluss wird alles rundum mit der ausgehobenen Erde bedeckt und flach angeklopft. +) Das Wort Miete in diesem Zusammenhang stammt vom lateinischen Wort <meta>, das heißt Kegel. Die Gemüse werden im Laufe des Winters von der Stirnseite entnommen, wobei Erde und Stroh immer wieder darauf geschichtet werden müssen.

“Regional in Biebertal”: Die Biebertaler Manufaktur

Teil 2 Imbisswagen, Catering und Flutopferhilfe

Manche Aufstriche ergänzen sich auch gut zu Lammragout oder Sauerbraten

Stephans Betrieb ist noch sehr jung. Er muss sich also noch einen Kundenstamm aufbauen. Aber da ist er optimistisch. Das merkt man auch, wenn man ihm zuhört.

Ausstattung des Imbisswagens
Das 3. Standbein: Catering

Haben Sie eine größere Feier im Familien- oder Bekanntenkreis, in der Firma oder der Schule Ihrer Kinder? Stephan erleichtert Ihnen die Durchführung.

Zum Schluss noch ein paar Sätze zu etwas, das Stephan Piontke sehr am Herzen liegt: Seiner ganz persönlichen Hilfe für die Flutopfer im Ahrtal. Er sagt von sich selbst “Ich kann so schlecht nein sagen!” So war er zur Stelle, als im Juli 2021 nach freiwilligen Helfern gefragt wurde. Er packte vor Ort mit an, und er sammelte im Familien- und Bekanntenkreis Lebensmittel, Kleidung und Baustoffe. Bei Baustoffen ist alles gefragt, was irgendwo übrig geblieben ist: Die zu viel gekauften Pinsel, Tapeten, Farbeimer, aber auch Bretter, Schrauben, Handwerkszeug. Wenn Sie davon mehr als genug haben, so stellen Sie eine Liste zusammen und senden Sie diese an Stephan. Auch wenn ihn die jetzige Selbständigkeit vor neue Herausforderungen stellt, so will er die Hilfe für die von der Flut geschädigten Familien, die er inzwischen kennen gelernt hat, nicht einstellen. Er findet es beschämend, dass es nach 13 Monaten (Zeitpunkt unseres Interviews) immer noch Menschen gibt, die in ihrer notdürftigen renovierten Wohnung keinen Anschluss mit fließendem Wasser haben.

Rufen Sie an oder schreiben Sie:

0151-2105 8084 Biebertaler-manufaktur@t-online.de

Fotos Eveline Renell


“Regional in Biebertal”: Die Biebertaler Manufaktur von Stephan Piontke aus Fellingshausen

Viele Artikel “liegen auf der Straße”. Dieser auch. Anfang August fiel mir im Vorbeifahren an der Straße “Die Beu” in Fellingshausen dieses Auto auf. Bei so einer groß geschriebenen Telefonnummer, was liegt näher als dort anzurufen. Einige Male hin und her gemailt, dann trafen Stephan Piontke und ich uns am 6. September zum Interview mit Getränk beim Edeka. Die Ergebnisse könnt ihr vor allem hören.

Hier erzählt Stephan über ein wesentliches Produkt aus eigener Hand-Herstellung (=Manufaktur), nämlich seine vielen Brotaufstriche. Haben sie schon mal Hagebuttenpüree selber gemacht? Wer die Arbeit vermeiden möchte, der sollte es bei Stephan kaufen.

Um Brotaufstrich zu produzieren, braucht man eigentlich keinen Imbisswagen. Aber den braucht er, um auf Flohmärkten und derzeit vor allem auf den Flohmärken zwischen Gießen und Marburg was Leckeres auf die Hand anzubieten, mit Rohstoffen aus der Umgebung.

Den Imbisswagen würde er gerne noch öfter nutzen. Aber er steht schon in Verhandlungen mit Veranstaltern.

3 von ca. 25 Varianten. Wie viele es jeweils sind, hängt auch von der Ernte des Jahres ab. Der Erdbeeraufstrich enthält keinen Zuckerzusatz. Und im Tomatenaufstrich fehlen alle tierischen Produkte.
Die Herkunft seiner Rohstoffe

Stephan wurde zwar in Gießen geboren, lebt aber schon sein halbes Leben in Fellingshausen und kennt dort viele Leute.
Das führt dazu, dass er im Sommer von Bekannten Obst und Gemüseüberschüsse bekommt, die er in seinen Produkten verarbeitet. Einen großen Teil baut er aber auch selber an in mehreren Hochbeeten im eigenen Hof und Garten sowie in einem zusätzlichen Garten in Gießen. Offenbar ist an dem gelernten Koch auch ein Gärtner verloren gegangen. Und alles kommt aus unmittelbarer Umgebung. Regionaler kann ein Produkt kaum sein.

Maisbeulenbrand

Gastbeitrag von Thomas Bauer

„Milchreife“ Maiskörner, rechts noch hell und an der Spitze schon rötlich; dazwischen liegen weiße und graue Kugeln, das ist der Pilz. (Foto Ev. Renell)

Wer ab September wieder an den nahegelegenen Maisfeldern entlang läuft, kann bei genauer Beobachtung ein seltsames Naturspektakel beobachten: Knoblauch, der auf den Maiskörnern wächst, so sieht es zumindest aus.
Kenner wissen jedoch, es handelt sich hierbei nicht wirklich um Knoblauch und noch nicht einmal um eine Pflanze.          
Das tumorartige Gebilde ist tatsächlich das Werk eines Pilzes und eines unerwünschten noch dazu. Der sogenannte Maisbeulenbrand (Ustilago maydis) infiziert vor allem die Maiskörner, jedoch auch andere Teile der Pflanze.   
Genau genommen bringt der Pilz den Mais dazu, viel schneller zu wachsen als gewohnt, woraus sich eine sogenannte Galle bildet, in der sich der Pilz einnistet und die an eine Knoblauchzehe erinnert.   
Der Parasit befällt allerdings ausschließlich Maispflanzen und ist für andere Pflanzenarten unbedenklich. Gering ausfallende Infektionen (unter 20 % der Pflanzen) haben keinen sonderlichen Einfluss auf die Qualität und Quantität der Ernte. Die betroffenen Pflanzen können wie gewohnt an Nutztiere verfüttert werden, der Pilz zählt laut neuesten Untersuchungen als ungiftig, Allergiker sollten ihn jedoch meiden. Zudem sollten infizierte Pflanzen nicht an tragende oder noch stillende Tiere verfüttert werden.    
Doch nicht nur Tiere können sich von dem Pilz ernähren.   Vor allem in Mexiko zählt der Maisbeulenbrand unter seinem kulinarischen Namen „Cuitlacoche“ als Delikatesse und wird gerne zusammen mit Knoblauch auf Tacos oder Quesadillas serviert – gebraten versteht sich.    

Taco mit Cuitlacoche (Foto wikipedia)


Wer selbst einmal auf den Genuss von Cuitlacoche kommen will, muss den Pilz jedoch früh „ernten“. Die Gallen sollten innen unreif und feucht sein und noch auf keinen Fall Pilzsporen enthalten.         
Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass übermäßiger Konsum langfristig negative Auswirkungen auf den Organismus haben könnte, vor allem, da sich auch andere Pilze, wie Schimmel, auf dem Maisbeulenbrand befinden können.

Neben seinem hohen Wert als Speisepilz wird der Maisbeulenbrand auch gerne für Forschungszwecke verwendet, zum Beispiel in der Krebsforschung oder um genmodifizierten Weizen resistent gegen andere Parasiten zu machen.

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Teil 3 Wasser wird zum raren Gut: Die Bodenpflege

Den Boden mulchen: Bitte bedecken Sie Ihren Boden mit dem Laub, das im Herbst herabfällt, statt es in die Grüne Tonne zu stopfen. Durch die warme Decke bleiben Regenwürmer, Asseln und Mikroorganismen länger aktiv und bilden eine kleine Menge Humus, die ein höheres Wasserbindungsvermögen hat. In diesen Mulch können auch zerkleinerte Küchenabfälle (nur rohes Obst und Gemüse, Kaffee- und Teesatz, alte Erde aus den Blumentöpfen) gemischt werden, außerdem strohhaltiger Mist, falls verfügbar. Im Sommer sollte man alles, was abgeschnitten wird, zerkleinert wieder ins Beet zurücklegen. Ausnahme samentragende Unkräuter und kranke Pflanzen. Die wachsenden Pflanzen bedecken bald, was Ihnen vielleicht nicht gefällt.

Erst haben wir in neue Erde pikiert, danach alte Erde aus Blumenkästen mit neuer gemischt und damit die Blumenkästen neu bepflanzt (Schülerarbeit GKS)

Den Boden mischen: Gute Erfahrungen habe ich gemacht, indem ich Kokosfasern in den Boden gemischt oder auf den Boden aufgelegt habe. Die Fasern nehmen auch nach Austrocknung gut Wasser auf. Sie enthalten allerdings keinen Dünger. Je nach Verwendungszweck (Aussaat oder Topfen) muss man das berücksichtigen.

Der trockene Ziegel ist kompakt und wiegt ca. 650g.
Der gequollene Ziegel hat knapp 4l Wasser aufgenommen

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Hier wird Alpakawolle gezeigt. Die ist zu schade für den Boden

Dünger ist dagegen fein dosiert in Schafwolle enthalten, umso mehr, je mehr- verkotete – Bauchwolle dabei ist. Ich habe auf die Erfahrungen von Freundinnen vertrautt und verwende sie selber seit drei Jahren, entweder, indem ich sie mit dem Boden vermische, um die Pflanzen herum lege oder die Bodenoberfläche damit bedecke. Dann verhärtet die Erde nach dem Gießen oder nach Regen nicht. Beim Untermischen ist die Wolle meistens nach einem Jahr verbraucht.

Zum Mulchen kann man auch feinen Kies bzw. ausrangierten Blähton von der Hydrokultur verwenden. In Kies wachsen eine Menge Pflanzen. Beste Gelegenheit, um den eigenen Schottergarten wieder zu begrünen. Dann ist es dort auch nicht mehr so unerträglich heiß) Zeitweilig gut geeignet sind Dachpfannen von alten Schieferdächern. Die habe ich auf etliche Kübel gelegt, weil die Amseln sonst alle Erde herausscharren, wenn es lange Zeit sehr heiß ist. Eichhörnchen machen das auch. Wer es gerne ordentlich hat, kann mit Bodenplatten gestalten und dazwischen offenen Boden lassen. Die Pflanzen werden mit den Wurzeln unter die Platten gehen und sind so im Sommer vor Austrocknung, aber im Winter auch vor zu viel Nässe geschützt sein.

Der Rasensprenger hat weitgehend ausgedient! Eine Tröpfchenbewässerung ist nicht schlecht, aber zwischen den Pflanzen ist ein Sickerschlauch einfacher zu verlegen. Übrigens Rasen: Es macht überhaupt keinen Sinn, im Sommer Rollrasen zu verlegen. Dem wurden nämlich die an sich widerstandsfähigen Graswurzeln gekappt. Bis er genügend neue gebildet hat, ist es Herbst, und da können Sie viel billiger Rasensamen ausstreuen. Die Beetvorbereitung ist in beiden Fällen dieselbe.

Fotos Eveline Renell

Wasser wird zum raren Gut Teil 2:

Empfehlenswerte Gartenpflanzen für den Sommer

Mittelmeer -Feeling, nur Bäume und Sträucher sind grün (Am Turnerplatz Rodheim)

Viele Menschen fahren im Sommerurlaub ans Mittelmeer. Gar nicht selten sieht es dort zwischen Juni und August so aus wie bei uns in diesem Jahr. Ich stelle mich darauf ein, dass es bei uns zukünftig noch öfter so sein wird. Die Hauptblütezeit haben wir dann von September bis November und ab Anfang Februar bis Mai. Es kommt halt darauf an, was man pflanzt.

Wer nicht auf Sommerblumen verzichten möchte, hat folgende Möglichkeiten:
Herbstaussaat direkt ins Beet: Dazu eignen sich Ringelblumen, Rittersporn, Jungfer im Grünen, Klatsch- und Schlafmohn, Kornblumen, Nadelkerbel, Bartnelken, Goldlack, auch Vergissmeinnicht, Stiefmütterchen, Tausendschön Königskerzen und Nachtkerzen. Die Vorteile der Herbstaussaat: Der Boden ist warm, in den kühleren Nächten kondensiert der Tau und steht den Samen zum Quellen zur Verfügung. Regen und Gießwasser verdunsten kaum noch. Die Pflanze konzentriert sich auf die Wurzelbildung, d.h. sie bildet längere und besser verzweigte Wurzeln. Die Pflanzen werden kräftiger sein und mit Trockenphasen besser klar kommen.

398680G Blumenwiese "Werratal"  (100gr.)
Blumenwiese “Werratal” (Foto Fa.Gewiehs GmbH)
Verschiedene Cichorium-Sorten

Herbstaussaat geht aber auch bei Gemüse: Ab August bis zum Oktober können die Schnellentwickler, wie z. B. Pflück- und Schnittsalat, Feldsalat, Spinat, Radieschen, Rukola, Kresse und Asiasalate ausgesät werden. Sie benötigen nur wenige Wochen von der Aussaat bis zur Ernte, noch vor dem ersten Frost. Wenn Sie noch Samen übrig haben, können Sie auch die im Foto abgebildeten Radicchio, Catalogna oder `Variegata del Castelfranco´ oder verschiedene Kohlarten aussäen. Das gibt keine Köpfe mehr, aber Blätter zum Pflücken. Es gibt aber auch Sorten, die bis Oktober gesät werden, um im nächsten Frühjahr einen besseren Start zu haben: Wintererbsen, Wintersalat, Winterblumenkohl. Sie gehen in geringer Höhe – 4-6 cm – in den Winter und treiben bereits weiter, wenn der Boden sich auf über 4°C erwärmt. Sie haben die gleichen Vorteile wie bei den Blumen genannt.

Der einzige Nachteil der Rose `Angela´: Sie duftet nicht. – Wer aufmerksam im Dorf unterwegs war, konnte im August/September noch üppig blühende Rosensträucher sehen

Pflanzen Sie Bäume, Sträucher (z.B. Rosen) wieder wurzelnackt im Herbst und nicht aus dem Container. Achten Sie bei Topfstauden darauf, dass sie nicht “überständig” sind. Wenn die Wurzeln sich nämlich schon an der Topfwand kringeln, nutzt auch das empfohlene Anschneiden nicht viel zur Neubildung.

2021: frisch angelegt mit blühenden Astern und Johanniskraut, hinten Heiligenkraut und Schnittlauch; Standort halbschattig
2022, Standort gegenüber: die Kissenaster hat sich gut entwickelt, hat die Blüte noch vor sich, aber viel grün

Weitere empfehlenswerte Stauden finden Sie auf dem Kreisel vor Heuchelheim und auf dem öffentlich zugänglichen Gelände der Firma Dormiente.

Blauraute (Perovskia atriplex) (am Heuchelheimer Kreisel)
Im Halbschatten gedeihen die meisten Hosta vorzüglich und vertragen längere Trockenheit (bei dormiente)

Zwei Klimagewinner: Die meisten Leute, die es schon mal mit Artischocken versucht haben, haben die Pflanzen über Winter verloren. Das Foto unten entstand zwar in der Pfalz, aber es wird immer leichter mit der Kultur auch bei uns. Ein Mimöschen war bisher die Säckelblume, von der es etliche schöne Sorten gibt. Das ändert sich gerade.

Die Artischockenblüte (Cynara scolymus) ist wie alle Disteln ein Insektenmagnet
Blütenstand der Säckelblume (Ceanothus cv.) Der Strauch steht vor der Schuhannahmestelle in Fellingshausen.

Die richtigen Pflanzen für heiße Sommer sind die aus dem Mittelmeerraum stammenden Halbsträucher wie Lavendel, Rosmarin, Salbei, Thymianarten, Johanniskräuter, Gamander (Teucrium).
Sogar Zistrosen gedeihen schon bei uns. Bei den Sträuchern kann ich die schmalblättrige Ölweide (Eleagnus angustifolius) wärmstens empfehlen. Sie sieht den Olivenbäumen sehr ähnlich (verwandt), ist aber immun gegen Hitze und Frost. Die oft geschmähten Geranien (Pelargonium-Sorten) kommen gut mit der Hitze klar. Viele einfach blühende haben in diesem Sommer sogar Samen gebildet. Von Fuchsien muss ich mich wohl bald verabschieden. Dagegen kommen die Schatten liebende Begonien (Knollen-, Baumbegonie) und die Funkien (Hosta) mit wenig Wasser aus – einmal gießen pro Woche reichte. Sie sind mir jetzt die idealen Kübelpflanzen im Halbschatten. Die Farne sind fast alle gewelkt, aber der Schildfarn stand 1a da (Polystichum setiferum). Zuverlässig grün waren fast alle Arten und Sorten von Elfenblumen (Epimedium)
Verabschieden müssen wir uns wohl von Phlox und Sonnenbraut. Sie stammen zwar aus den amerikanischen Prärien, wollen aber feuchten Boden. Gut geeignet sind dagegen Wegwarten, Schafgarben, Goldruten, lauter Pflanzen mit Pfahl- bzw. anderen Speicherwurzeln.

Nächste Folge: Wasser wird zum raren Gut Teil 3: die Bodenpflege