Bäume pflanzen mit Zuschuss des Kreises Gießen

Möchten Sie eine Eiche im (Vor)Garten?

Die Toteneiche in Fellingshausen, ein Naturdenkmal

Der Landkreis Gießen bezuschusst das Pflanzen einheimischer Baumarten Klimaschutz-lkgi.de und zwar gibt es 50% des Kaufpreises erstattet, aber maximal 100€. Außerdem müssen Sie in Vorleistung treten, denn dem Antrag soll je ein Foto des Gartenteiles vor und nach erfolgter Pflanzung hinzu gefügt werden. Als ich den Artikel schrieb, war über den obigen Link auch eine Liste von empfohlenen Bäumen zu finden. Ich habe sie auszugsweise unten eingefügt. Wenn Sie interessiert sind, so nehmen Sie Kontakt auf zu Sonja Cordt vom Klimaschutz-Team des Landkreises: telefonisch unter 0641 9390-1772 oder per E-Mail an klimaschutz@lkgi.de.

Was mir an der Liste missfiel: Die aufgeführten Arten waren nicht danach ausgewählt, wie groß der Garten ist. Wenn die Fläche, die Sie zur Verfügung haben, sehr groß ist (über 1000m²) und Sie eh keine Gartenarbeit mögen, dann können Sie auch Eichen, Berg- und Spitzahorn pflanzen. Die werden im Laufe der Jahrzehnte so breit, dass darunter nur noch wenig zu tun bleibt. Einen Kletterbaum erhalten Sie aber eher für Ihre Enkel als für Ihre Kinder. Einige der Arten haben außerdem so einige Besonderheiten, was man vorm Kauf wissen sollte.
So schön zum Beispiel Birken*) sind, alle sind Flachwurzler, die auf der Suche nach Nahrung und Wasser regelmäßig ihre Wurzeln in andere Beete stecken und die Gärtnerin/den Gärtner damit zur Verzweiflung bringen können.

Für die immer kleiner werdenden Gärten empfehle ich nach eigenen Beobachtungen und Erfahrungen die folgenden Arten:

Erklärung: 12m/10 bedeutet Höhe bis 12m, Breite bis 10m

Meine Top-Five sind: Mehlbeere, Eberesche, Wildapfel und Hainbuche, Weidenblättrige Birne.
*1) Statt des Wildapfels würde ich Sorten der Zieräpfel bevorzugen (stammen von den asiatischen Vorfahren- jede Baumschule kann beraten). Lockerer Wuchs, der in jedes Beet passt, schöne Blüten, Fruchtfarben, Herbstfärbung und essbar.

Die Mehlbeere mit flaumigen Blättern und schönen Früchten

*2) Bei der Vogelkirsche, wie sie an unseren Waldrändern wächst, ist die Frucht Glückssache. Wir hatten schon extrem bittere. Auch die veredelten Kirschen sind Sorten von Prunus avium. Dabei kann man auch klein bleibende Bäume kaufen. Für die Tierarten sind sie ebenso verlockend wie die reine Art, die für einen kleinen Garten zu groß wird.

Vogelkirsche am Weg Fellingshausen – Rodheim

*3) Die Wildbirne ist kaum noch von den Sorten zu unterscheiden, weshalb ich eine Kultursorte bevorzugen würde – z.B. Conference, die ohne Befruchterbaum auskommt. Für Leute, die gerne einen Olivenbaum im Garten hätten, empfehle ich die Weidenblättrige Birne (Pyrus salicifolia). Sie stammt auch aus Europa, ist absolut frostfest und bietet das gleiche Flirren wie die Blätter der Olive. Die Früchte sind eher adstringierend.

*4) Warum gerade die Bruchweide? Wir haben keine Moore im Landkreis Gießen. Und für Gewässerränder gibt es andere klein bleibende Arten, z.B. die Rosmarinweide (Salix rosmarinifolia), die Kalk mag oder die Korbweide (Salix viminalis), die es in verschiedenen Rindenfarben gibt, nur 3-8m hoch wird und mit deren Zweigen man gut gestalten kann. Man schätzt die Weiden auf 3-400 Arten, die meisten sind Europäer.

*5) Ein Wort zur Hainbuche. Eigentlich wird auch sie zu groß. Aber sie ist so gut schnittverträglich (Heckenpflanze), dass Sie die Form Ihren Gartenbedingungen anpassen können. Baum oder Großstrauch sollte er aber bleiben.

*6) Die Esskastanie wird eigentlich viel zu groß. Ich habe auf Sizilien den “Castagno dei cento cavalli” gesehen, unter dessen Krone tatsächlich 100 Reiter Platz haben (Erstbeschreibung 1636, Unter-Schutz-Stellung 1745). Sein Alter wird auf 2-4000 Jahre geschätzt; und schon im 18. Jahrhundert soll er einen Umfang von 57m gehabt haben. Aber der Baum wächst so langsam, dass Sie seine Größe frühestens in 30-40 Jahren merken.
Man kann die Esskastanie auch in einem – sehr großen – Kübel pflanzen, sollte aber etwas Winterschutz vorsehen. Die Esskastanie wird vom Wind bestäubt. Wenn es in Ihrer Umgebung keine anderen Bäume gibt, brauchen Sie eine zweite Esskastanie als Bestäuber.

Die Esskastanie auf Sizilien, 18. Jahrhundert

Hinweis: Meine Empfehlungen sind zum Teil nicht zuschussfähig, da sie in der Liste des Landkreises fehlen.

Nachtrag am 24. Februar 2022: Heute las ich in der Laborpraxis, dass die Birke (Betula pendula) in der Lage ist, Mikroplastik über ihre Wurzeln aus dem Boden zu binden. Laborpraxis Birken als Bodenreiniger für Mikroplastik

Kastanienbaum_der_hundert_Pferde
flora-toskana.Esskastanie-Edelkastanie.html

Fotos: Winfried Senger, Eveline Renell, wikipedia, “100 Pferde”


Ein Kommentar

  1. Ein schöne Liste der Bäume, die hier empfohlen wird. Ich würde für mich allerdings Obstbäume bevorzugen. Eibe, Birke und Co sehen mit Sicherheit auch gut aus. Allerdings haben viele Allergiker gerade mit diesen ihre Last. Von Obstbäumen kann man aber irgendwann lecker Früchte naschen, die man kennt. Der Heuchelheimer Schneeapfel kommt mir hier direkt in den Sinn. Meine Oma hatte im Garten einen schönen Kirschenbaum, in dem wir als Kinder immer bis in die Kronen geklettert sind. Nur die Kirschen, an die wir wirklich nicht heran kamen, haben die Vögel bekommen. Zudem musste sie nie Marmelade kaufen, die wurde immer selbst gemacht. Vor der Pflanzung eines Baumes sollte man sich vorher genau Gedanken machen, welche Eigenschaften man später haben möchte. Und in unserer Ecke wird man gerade bei Apfelbäumen das Obst sehr gut los. Die Keltereien freuen sich über jeden Apfel, den sie bekommen.

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