Sie möchten regionales Gemüse? Dann sollten Sie es selbst anbauen – das geht auch jetzt noch. Bis zum 10. Juli müssen die meisten späten Aussaaten in der Erde sein, wenn es noch einen guten Ertrag geben soll. .*) Die unten genannten Arten müssen jetzt in die Erde. Für einige wenige ist bis September Zeit. – Buschbohnen – Spätmöhren – Erbsen für die Herbsternte, nur Palerbse (bis Ende Juli) – Stangensellerie – Rote Bete – Mangold – Endivien (bis Ende Juli) – Kohlrabi – Herbstrüben (bis Mitte August) – Chinakohl und Pak Choi – Radieschen, Rettich; Winterrettich bis Mitte August (Samen ist gerade reif geworden) – Senf – ist nicht nur Gründüngung, sondern ein würziger Salat – Schnittlauch (die alten Pflanzen haben jetzt reifen Samen) – Schnittknoblauch (auch eine hübsche Zierpflanze, blüht im August)
*) Am 10. 7. ist der Tag 16 Stunden und 15 Minuten lang; am 10. August 14 Std. 48 Min., das entspricht dem 1. Mai; und am 10. September sind es 12 Std. und 54 Min., was dem 31. März entspricht
Die Brennnessel ist ein Stickstoffanzeiger. Sie tritt immer dort auf, wo viel gedüngt wurde/wird. Wenn der Bauhof die Mahd nach Rabenau zur Kompostierung abtransportiert, wertet das den Kompost auf. Die Wiese magert ab, und es würden sich andere Pflanzen einfinden, die vielleicht früher schon mal in dieser vom Bieberbach gespeisten Feuchtwiese gewachsen sind, die ein Bestandteil des Flora-Fauna-Habitats ist.
Wer lebt denn nun von den Brennnesseln? Das sind die Raupen einiger unserer schönsten Tagschmetterlinge, wie z.B. der Kleine Fuchs, das Tagpfauenauge, der Admiral oder das weniger bekannte Landkärtchen. Nesselzünzler, Kugelspinne, Ohrwürmer wohnen zeitweise hier. Vom Saft ernähren sich die Schaumzikaden; und einige Blattwanzen füttern ihre Jungen damit. Die Brennnesseln sind ein Ruheplatz für Schnecken. Marienkäferarten (in Deutschland wurden 82 Arten beschrieben) und andere Käfer jagen hier kleine Insekten. Sagen sie nicht Iiihh! Alle haben im Kreislauf der Natur ihre Daseinsberechtigung. Sie können beim „Jagen“ von Blattläusen helfen. Brühen Sie 3 Esslöffel Brennnesselkraut mit 1 l kochendem Wasser auf und lassen es 24 Stunden stehen. Dann sieben Sie das Kraut ab, füllen den Tee in eine Sprühflasche und rücken den Blattläusen, z. B. auf Rosen zu Leibe. Schon einen Tag später hat sich das Lausproblem erledigt.
In der Naturheilkunde verwendet man die Blätter und die Wurzeln. Sie wirken heilend auf die Harnwege und die Atemorgane, bei Magen- und Darmkatarrhen, zur Blutreinigung, gegen Hautunreinheiten und auch bei rheumatischen Beschwerden. In der Brennnessel ist viel Provitamin A enthalten, viele Mineralsalze und auch Eisen. Die Pflanze beinhaltet fast doppelt so viel Eisen wie Spinat. Brennnesseltee wirkt vorbeugend gegen Harnsteine und aktiviert den Kreislauf. Täglich drei bis vier frisch zubereitete Tassen trinken, Pro Tasse zwei bis drei Teelöffel des fein geschnittenen Krautes mit kochendem Wasser übergießen und fünf Minuten ziehen lassen.
Nesseltuch: Der Stängel vor allem der alten Pflanzen hat sehr lange und feste Fasern. Aus diesen wurden schon vor Jahrtausenden Nesselgarn, Nesselfäden und Stoffe hergestellt. Die Fasern eignen sich zum Beispiel für Nesseltuch, Die Brennnesselfasern sind fester als Leinen, sehr reißfest und haben eine extrem hohe Feuchtigkeitsaufnahme, Sie sind bauschfähig ähnlich der Baumwolle und haben einen edlen Glanz. Heutiges Nesseltuch besteht zu 60-90% aus Baumwolle und enthält 10-40% Brennnesselfasern.
Wir haben es mit einer nahen Verwandten der Schwarzwurzel zu tun, wegen der hellen Schale auch Weißwurzel genannt. Der Geschmack erinnert an Artischocken und Austern, (englisch: vegetable oyster), er ist nussig – herb. Die jungen Blätter können als Salat gegessen werden. Geerntet wird ab Ende Oktober. Wer Pflanzen über den Winter stehen lässt wird mit einer wunderschönen lila-violett blühenden Zierpflanze belohnt. Allerdings handelt es sich um eine „Blumenuhr-Pflanze“, die ihre Blüten gegen 14.00 Uhr schließt. Die reifen Samenstände sehen aus wie große Pusteblumen. Ernten Sie ein paar Samen, und heben Sie diese auf für die Aussaat im kommenden April.
Leider sehen viele Wurzeln noch so verzweigt aus wie die im Foto. Wenn Sie im Spätherbst ernten, suchen Sie mindestens 3 Wurzeln aus, die besonders gerade und unverzweigt sind und schlagen sie diese liegend in feuchten Sand ein -vor Wühlmäusen geschützt (1. Jahr) !. Im März (2. Jahr) werden die Wurzeln ausgepflanzt und der von ihnen geerntete Samen für die Aussaat aufbewahrt (3. Jahr) . Diesen Vorgang wiederholen Sie ein paar mal. damit haben sie eine “Selektion” zu einer besseren Ernte durchgeführt. Der Samen der Haferwurzel ist wie der der Schwarzwurzel nur 1 Jahr keimfähig.
Nicht immer trifft der Name Pfingstrose zu. Doch wenn Pfingsten in der zweiten Maihälfte liegt, können wir uns an den imposanten Blüten mit angenehmen Farben und Düften erfreuen.
Pfingsten, das liebliche Fest, war gekommen, es grünten und blühten Feld und Wald; auf Hügeln und Höhn, in Büschen und Hecken Übten ein fröhliches Lied die neuermunterten Vögel; Jede Wiese sproßte von Blumen in duftenden Gründen, Festlich heiter glänzte der Himmel und farbig die Erde.
Goethe, Reineke Fuchs, Versepos, 1794. Erster Gesang, 1794 war Pfingsten erst am 8. Juni
Goethe hatte sicherlich die Gemeine Pfingstrose, auch Bauernpfingstrose (Paeonia officinalis) in seinem Garten stehen. Eventuell auch die manchmal schon im April blühende Netzblatt-Pfingstrose(Paeonia tenuifolia). Da er ein leidenschaftlicher Gärtner und über Neuerscheinungen im Bilde war, hat er vermutlich noch die Einführung der Chinesischen Pfingstrose (Paeonia lactiflora) nach Europa erlebt. Den botanischen Namen Paeonia verdankt die Pfingstrose Paion, dem wenig bekannten Gott der Heilkunst. Dass sie für Heilzwecke genutzt wurde, erkennt man auch am Artnamen –officinalis (von officin, das war das Labor der Apotheker). Genutzt wurde sie bei Hämorrhoiden, Geschwüren, Bronchialerkrankungen usw. Eine Untersuchung von 1988 ergab keinen therapeutischen Nutzen. In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist die Päonie zu 40% als Bestandteil vorhanden. Dort wird derzeit weiter an ihrer Wirkung geforscht. Eine besonders schöne Pflanzung der Paeonia officinalis gibt es im Frankfurter Botanischen Garten im Lebensbereich Kalk-Mischwald zu sehen, Der Garten ist immer einen Ausflug wert. https://www.botanischergarten-frankfurt.de/gartentour/geobotanische-abteilung/
Die Paeonie ist weltweit in 33 Arten vertreten von den Balearen bis nach China. Sie bevorzugt gebirgige Landschaften und kann sehr alt werden. Die Pfingstrosen im Gailschen Park sind ein Beispiel dafür. Gepflanzt wurden sie sicherlich vor den Douglasien, die ihnen jetzt das Licht wegnehmen, so dass die Blüte nur noch spärlich ist. Ihr langes Alter macht sie am richtigen Platz zu einer sehr pflegeleichten Pflanze. Sie gehört in die Reihe der „Pflanzen für den faulen Gärtner“ (Karl Förster)
Im ersten Jahr nach der Pflanzung im Oktober oder November wird sie kaum blühen, aber dann…Ein schönes Beispiel dafür sind zwei Exemplare in der Fellingshäuser Pfarrstraße. Die rosafarbene steht im Dorfbeet, das von Annemarie Bender gepflegt wird, die rote in einer Insel gegenüber dem Kindergarten. Auch die Pflanze mit den Ameisen auf der Knospe aus unserem Garten ist so ein Beispiel.
Bald nach ihrer Einführung begann man vor allem in Frankreich (Lemoine) mit der Züchtung der Chinesischen Pfingstrose. Etliche Sorten gibt es heute noch. Mein Pflanzeneinkaufsführer für Europa verzeichnet knapp 700 Sorten. In China wird seit über 1000 Jahren gezüchtet. Besonders beliebt sind in letzter Zeit die Strauchpäonien. Die großen Blüten (bis zu 20cm Durchmesser) sind wegen der frühen Blüte im April durch Frost gefährdet. Bei den Strauchpäonien gibt es inzwischen etliche Sorten mit gelben Blüten zu durchschnittlich 45,€ in etlichen Baumschulen und Spezialgärtnereien. Ungewöhnlich sind die Kreuzungen zwischen den Strauch- und den Staudenpäonien. Ganz ohne Gentechnik. Das lässt nicht jede Pflanze mit sich machen.
Nahe Verwandte der Pfingstrose sind Akelei, Christrose, Rittersporn, Trollblumen, Anemonen oder Clematis. Lauter Gartenschönheiten, die zugleich reichlich Nektar und Pollen für alle Arten von Insekten anbieten.
Diese herrlich blühende Fläche entdeckte ich Anfang Mai in Krumbach in der Nähe des Feuerwehrhauses. Ein langer, südwärts geneigter Hang mit etwa 40% Gefälle ist komplett damit bewachsen. Auf der gesamten Fläche dürften es etliche Millionen Blüten dieses bei Insekten so beliebten Lippenblütlers sein. Sie möchten es pflegeleicht? Ist dies nicht eine schöne Alternative für die unsäglichen Steinwüsten, die an vielen Orten jedes Leben totschlagen? Und billiger ist es allemal. Um z. B. 20 m² zu bepflanzen, brauchen Sie 1m³ Sand, der locker in den vorhandenen Boden geharkt wird. Damit die Fläche schnell zuwächst, sollte man etwa 25 Pflanzen pro m² setzen, das sind insgesamt 500 Stück. Die bekommen Sie für 2,00€ pro Stück, so dass die Gesamtkosten etwa bei 1200€ liegen dürften (Die Preise für Sand variieren stark nach Herkunft, Beschaffenheit, Korngröße etc.). Vielleicht ist von Bauarbeiten noch Sand oder Kies übrig, das Pflanzen übernehmen Sie selbst, da sparen sie eine Menge Geld. Wem das zu teuer ist, der nimmt nur 9 Pflanzen pro m², jätet etwas öfter, aber hat in 2-3 Jahren vermutlich eine schönere Pflanzung als bei der ersten Variante.
Und noch ein Hit: Barfuß über den Thymianrasen zu laufen, das ist wie ein Superwellness-Urlaub für ihre Füße – allerdings nicht während der Blüte, da gehört die Fläche den Bienen.
Die typischen Kräuter der Frankfurter Grünen Soße*) sind in alphabetischer Reihenfolge: Borretsch – Kerbel – Kresse – Petersilie – Pimpinelle – Sauerampfer – Schnittlauch. Dem entsprechend empfehle ich folgende Verwendung, wenn man mit Wildkräutern arbeitet:
Gurke– etwas Fenchelgrün – Behaartes Schaumkraut oder Barbarakresse (siehe Teil 1+2 von Unkräuter) –Gundelrebe – Pimpinelle – Sauerampfer – Schnittlauch. Der Borretsch ist eine Wärme liebende Pflanze und kommt bei uns nicht wild vor. Es gibt etliche Wildpflanzen, die zur selben Familie gehören, aber nicht alle schmecken. Außerdem enthalten die meisten von ihnen die für die Leber giftigen Pyrrolizidinalkaloide. Also Finger weg und lieber ein Stückchen fein geschnittene Gurke verwenden. Im eigenen Garten hat der Samenfenchel schon lange Blätter, die auch gut zu gedünstetem Fisch schmecken. Ansonsten nehmen Sie einen Teelöffel Ouzo.
Die Gundelrebe ist in humosen Gärten sehr häufig. Das zweite Foto zeigt die buntlaubige Form, die gerne im Vordergrund von Balkonkästen eingesetzt wird. Gundelreben sind absolut winterhart. Ein ehemaliger Kollege erzählte mir, dass sie während seiner russischen Gefangenschaft als Soldatenpetersilie bezeichnet wurde. Sie gehört zu den Lippenblütlern, unter denen viele Küchen- und Heilkräuter vorkommen. Pimpinelle (siehe Foto oben) liebt Roh- und Magerboden. Im Neubau-Garten verbessert sie die Bodensituation. In Biebertal kommt sie auf einigen Wiesen vor.
Der Sauerampfer verleiht der Soße einen erfrischenden Geschmack. Er gehört zur selben Pflanzenfamilie wie Rhabarber und sollte daher ab Juni gar nicht (bei Nierenerkrankungen) oder in kleinsten Mengen gegessen werden. Das gilt besonders für Kinder. Er ist auf den Wiesen ein Gülle-Anzeiger. Alternative: Frische Zitronenmelisse.
Er wächst überall in Biebertal vorzugsweise an Böschungen. Im Sommer sieht man zwischen trockenen Gräsern nur noch seine kleinen, harten lila Blütenstände. Der botanische Name bedeutet übersetzt Weinbergslauch. Alle Allium-Arten sind essbar, auch die Zierlauche in den Gärten. Es kommt nur darauf an, ob Sie das Aroma mögen.
Über die Frankfurter Grüne Soße:
Ob die Grüne Soße mit den Hugenotten im 17. oder mit italienischen Großhändlern im 18. Jahrhundert in die Kaiser- und Messestadt Frankfurt kam, spielt keine Rolle. Dass man sie früher stets erstmals im Jahr am Gründonnerstag verspeiste, ist dagegen erwiesen. Gründe: Die frischen Kräuter waren dann groß genug zur ersten Ernte und die Hühner legten wieder Eier. Die Fastenzeit ging zu Ende, es tat gut, dem Körper etwas Frisches und Anregendes zu verabreichen, damit die Lebensgeister in jeder Beziehung wieder aktiv wurden.
Wir müssen uns nicht eisern an die heutige Kräuterzusammenstellung der Frankfurter Grünen Soße mit regionaler Herkunftsbezeichnung halten. Aber mindestens 7 Kräuter sollten es dennoch sein. Je mehr, eine umso größere Vielfalt an Vitaminen, Mineralstoffen, Enzymen, ätherischen Ölen, Geschmacksstoffen und sonstigen sekundären Pflanzenstoffen führen wir unserem Körper zu. Verrührt in Dickmilch, Joghurt, Quark mit einem Löffel Mayonnaise oder Öl (für die Fettlöslichen Vitamine) und als Beilage Pellkartoffeln, die jeden Eiweißlieferanten auf eine höhere biologische Wertigkeit bringen, sind sie ein wahres Super Food.
Sonstige Wildkräuter für die Grüne Soße: Schafgarbe, Mädesüß, Knospen von Gänseblümchen, Veilchen, Lungenkraut, Löwenzahn Kranz um die geschälten, gekochten Eier, anstatt sie in die Soße zu schneiden.
Der Spinat vom letzten Herbst ward von Mäusen abgefressen. Also gibt es nun stattdessen Giersch zu essen.
Und darüber sind wir nicht böse. Die Aktion Unkraut zupfen wird verbunden mit der Ernte von einem sehr leckeren Gemüse. Roh mag ich ihn nicht. Aber die folgenden Rezepte umso mehr.
Vorbereitung: Blätter ohne Stiele blanchieren, kalt abschrecken, fein schneiden;
mit gehackten Zwiebeln in Butter oder Olivenöl dünsten, etwas salzen, zudecken, 10-15 Minuten fertig garen. Als Zugabe zu Kartoffelbrei und Spiegelei wie der Spinatklassiker.
Eierpfannkuchen in kleiner Pfanne backen, mit der garen Gierschmasse bestreichen, halbieren, zusammenrollen, hochkant in eine flache Auflaufform stellen;
1 Becher saure Sahne, etwas Milch Salz und viel fein geschnittenem Schnittlauch verquirlen, oben – auf die Röllchen streichen, 15 Min. bei 180°C überbacken. Schmeckt ohne jede weitere Beilage.
Kleiner Tipp: In vielen Fällen ergibt das Blanchierwasser eine ganz leckere Suppe. Wo das nicht der Fall ist, kann man es verdünnt zum Blumendüngen verwenden.
Giersch heißt botanisch Aegopodium podagraria, auf Deutsch: Ziegenfuß, der gegen Podagra = Gicht hilft.
Das erste Foto zeigt die Barbarakresse an einer Böschung gegenüber der Pumpstation an der L 3047 nach Krumbach. Sie ist in unserer Gemarkung gar nicht so selten, tarnt sich aber durch eine niedrige Rosette und unauffällige Blätter. Anders als die grün-gelb-weiße Gartenform, die sich wunderbar im Winter als Einfassungspflanze im Gemüse- oder Blumenbeet eignet. Wenn sie sich ausgesät hat, kann man schon nach dem 3. Laubblatt zwischen grün und bunt unterscheiden. Die Barbarakresse (nach der Schutzpatronin der Bergleute – in Tagebau-Geländen wächst sie häufig) heißt auch Winterkresse, weil sie den ganzen Winter zu beernten ist. Wie alle Kohlgewächse enthält sie antibiotisch wirkende Senföle. Die dunkelgrüne Farbe deutet auf viel Provitamin A, Vitamin C sowie Eisen und Magnesium. Die Blütezeit ist von Mitte April bis Anfang Juni, im April schön in Kombination mit hohen gelben bzw. lila Tulpen. Auf den Nektar reichen Scheibenblüten tummeln sich viele Insekten.
Verwendung: als Salatzutat, für Kräuterbutter oder Grüne Soße. Kurz in Butter oder Olivenöl gedünstet und mit einem Spritzer Balsamico-Essig versetzt ist es ein leckerer Brotbelag oder eine Beilage zu geschmortem Fleisch.
Als zweite Pflanze stelle ich Ihnen das Scharbockskraut vor, das von Rasen-Puristen sehr verdammt wird. Es blüht derzeit allerorten, wo der Boden frisch ist. Scharbock ist eine alte deutsche Bezeichnung für Skorbut. Nach den Vitaminarmen Wintermonaten früherer Jahrhunderte wurde alles gesammelt, was grün und essbar war. Aber bitte Vorsicht! Die Blätter sollten nur in kleinen Mengen und nur von noch nicht blühenden Pflanzen genutzt werden. Sie schmecken leicht scharf und zusammenziehend. Sobald ein bitterer Geschmack auftritt, bitte nicht mehr nutzen.
Problemlos ist dagegen die Knoblauchsrauke, auch sie ein Kreuzblütler bzw. Kohlgewächs. Entsprechend enthält sie Senföle. Wenn Sie Knoblauch als Geschmackszutat mögen, den aufdringlichen Geruch aber verabscheuen, liegen Sie mit der Knoblauchsrauke richtig. Ursprünglich kam sie nur in Laubwäldern vor, inzwischen ist sie weit verbreitet – in Nordamerika invasiv – und gilt als Stickstoffanzeiger. Sie wirkt antiseptisch, leicht harntreibend und schleimlösend. Man sagt ihr darüber hinaus auch antiasthmatische Eigenschaften nach. In der Volksmedizin wurden aus den Blättern Breiumschläge zur Behandlung von Insektenstichen und Wurmerkrankungen hergestellt. Verwendung nur für rohe Speisen, da sich ihre ätherischen Öle schnell verflüchtigen. In England wird sie als Sandwichzutat genutzt. Peppen Sie jetzt Ihren selbst hergestellten Burger damit auf.
So hieß eine Werbezeitung in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts, die ich geliebt habe, zeigte sie doch die Pracht der Blumenzwiebeln in größter Fülle. Viele Aufnahmen waren im Keukenhof in Holland entstanden. Die Zeitung war möglicherweise ein Grund für den Boom an Keukenhof – Reisen der Busunternehmen, den es viele Jahre lang gab.
In Biebertal gibt es noch viele, zum Teil recht große Gärten. Sie werden leider oft wenig genutzt. In Zeiten der Gesundheitsgefährdung durch das Corona-Virus wäre ein Umdenken und verändertes Handeln wünschenswert. Dass der Garten wirklich ein Jungborn ist, zeigen etliche wissenschaftliche Untersuchungen.
Was sagen die Studien? Australische Forscher fanden heraus, dass das Demenzrisiko bei männlichen und weiblichen Probanden ab 60 Jahren um 36% sank, wenn eine regelmäßige Gartenarbeit durchgeführt wurde. Eine medizinische Studie aus den Niederlanden flankiert diese Ergebnisse und führt an, dass diejenigen, die anstrengende Tätigkeiten an der frischen Luft bzw. in der freien Natur ausführen, einen weitaus niedrigeren Cortisolspiegel (Stresshormon Spiegel) aufweisen, als diejenigen Studienteilnehmer, die dieselbe Tätigkeit innerhalb eines Gebäudes ausgeführt haben.
Die positiven gesundheitlichen Auswirkungen gärtnerischer Tätigkeiten sind also nicht von der Hand zu weisen. Schaut man sich das japanische Okinawa an, in dem die weltweit höchste Dichte an 100jährigen Menschen zu verzeichnen ist, fällt auf, dass neben regelmäßigen Bewegungsgewohnheiten, sozialer Verbundenheit sowie pflanzlicher Nahrung das gemeinsame Pflegen ihrer Privatgärten einen wesentlichen Grund für ihr langes Leben darstellt.
Eine Arbeitsgruppe der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik in Wien hat nachgewiesen, dass sich der Mix aus frischer Luft, Licht, Farbe und körperlicher Aktivität grundsätzlich wohltuend auf Körper, Geist und Seele auswirkt. Erkannt haben die Wissenschaftler auch: Arbeit im Garten kann die Identität eines Menschen aufrechterhalten. Ein wichtiger Punkt für jene, die in den Ruhestand gehen und nach einem langen Arbeitsleben nach neuen Aufgaben suchen.
„Gärten stehen immer für Veränderungen, für die Bewältigung wechselnder Herausforderungen, für flexible Anpassung, für Improvisation, Genuss und Engagement“, weiß Fritz Neuhauser, Allgemeinarzt und Psychotherapeut aus Wien. Der Experte für Gartentherapie ist davon überzeugt, dass das Grubbern auf der Scholle Abhilfe bei Lethargie und Leere schafft, dafür den Tag strukturiert – und das in jedem Alter. Depressive und emotional belastete Menschen profitierten besonders: Denn wer sein Grünzeug hegt und pflegt, ist in der Lage, Ängste und Sorgen im gleichen Moment zu verbannen.
Das oberste Foto zeigt das Behaarte Schaumkraut (Cardamine hirsuta, Brassicaceae). Es wurde seit etwa 1975 in ganz Europa verbreitet und wächst fast ganzjährig. Als Unkraut ist es leicht durch hacken zu entfernen. Solange es nicht blüht, hat es einen wunderbaren Kressegeschmack und kann genauso verwendet werden. Wer gerne bitter isst, kann die zarten Blättchen in kleinen Mengen auch während der Blüte verwenden. Ansonsten freuen wir uns über den feinen weißen Schleier auf dem Erdboden und daran, dass die winzigen Blütchen Nahrung für winzige Insekten liefern.
Man sollte nicht nur von Nudeln leben. Dem Salat tut es gut, wenn er ein bisschen aufgemotzt wird. In Italien kennt man „Misticanza“. Zum einen ist es ein gemischter Salat, zum anderen bereits eine fertige Samenmischung für den Garten. Darüber schreibe ich später. Mischen sie Ihren Salat mit vielen Kräutern, die sie bisher als Unkraut entfernt haben, deren kulinarischen Wert Sie vielleicht gar nicht kennen. Ich werde nach und nach essbare Kräuter vorstellen, die vermutlich auch in Ihrem Garten vorkommen. Wer keinen Garten besitzt, findet viele davon auf dem Spaziergang.
Im zweiten Foto sehen SieWinterpostelein (Montia oder Claytonia perfoliata, Montiaceae). Es wird im Herbst als Saatgut angeboten, wandert aber oft von selbst in die Gärten ein. Winterpostelein kann im Winter mehrfach geschnitten werden und ist sehr frosthart. Geschmacklich ist er etwas fade, kann aber dennoch wie Feldsalat oder auch gegart wie Spinat zubereitet werden. Legen Sie eine blühende Pflanze genau an die Stelle, wo Sie im kommenden Winter ernten möchten.
Im dritten Foto gibt’s einen alten Bekannten, denFeldsalat. Er sät sich selber aus, wo es ihm zusagt: Das ist warmer, leicht kalkhaltiger Boden. Beides kann Fellingshausen bieten; und so habe ich in der Gemarkung bisher vier verschiedene Formen gefunden. Die stehen inzwischen alle „irgendwo“ in meinem Garten, weil sie sich selber aussäen. Geerntet wird dann im Frühling. Feldsalat ist bei Kindern sehr beliebt, weil er nicht bitter ist. Mein Mann ist nach einer großen Portion einmal prompt eingeschlafen. Ob das daran liegt, dass Feldsalat mit dem Baldrian verwandt ist? Zumindest werden Wurzeln und teilweise auch seine Blätter als nervenstärkendes Mittel pharmazeutisch genutzt.
Inhaltsstoffe:Ernährungsphysiologisch ist Feldsalat ein besonders wertvolles Gemüse. Von allen Salatarten weist er den höchsten Vitamingehalt auf, insbesondere an Folsäure, Vitamin B6, Vitamin C und Provitamin A. Erwähnenswert sind außerdem der hohe Kaliumgehalt und der Gehalt an Eisen und Zink. Neben der Petersilie ist er einer der bedeutendsten Eisenlieferanten unter den Gemüsearten. Feldsalat enthält weiterhin reichlich ß-Carotin und Lutein.