Aus den Pellkartoffeln konnte man faule Stellen leicht herausdrücken; bei den rohen Kartoffeln im Bild rechts sieht man zwar dunkle Stellen, weiß aber noch nicht, wie tief sie gehen. Im Prinzip sind diese Kartoffeln bei geringem Befall essbar. Aber die herausgedrückten Teile sind einfach eklig. Und laut Lebensmittelgesetz gelten Lebensmittel, die Ekel erregen, als verdorben.
Was ist das eigentlich? Es handelt sich um das Erscheinungsbild der Krautfäule = Phytophthora infestans. Das ist eine Kartoffelkrankheit, die zwischen 1845-49 erstmals in Irland auftauchte und große Hungersnot hervorrief. Etwa 1 Million Menschen starben, 2 Millionen wanderten aus. Die Krankheit griff bald auf andere europäische Länder über. Bevorzugt wächst der pilzliche Erreger in nassen und kalten Jahren und auf Böden, auf denen kein Wechsel der Kultur stattfindet. Bei der Kartoffel sollten es mindestens vier Jahre sein.Der ökologische Anbau ist leider genauso betroffen.
Falls sie selber einen Garten haben, können sie Ihre Kartoffeln selber anbauen, wenn Sie immer wieder die Anbaufläche wechseln. Hilfreich ist das vierwöchige Vorkeimen der Kartoffeln bei10 – 15°C.*) Manche Leute wundern sich, warum immer wieder neue Kartoffelsorten in den Handel kommen. Man versucht natürlich, züchterisch etwas gegen die Kartoffelfäule zu tun. Im Foto unten finden Sie fünf Sorten, die relativ widerstandsfähig sind.
1. Jelly, (mittelspät, vorwiegend festkochend) 2002
2. Regina, bio (mittelfrüh, festkochend) 2009
3. Carolus, ( mittelfrüh, vorwiegend festkochend, rosa Augen ) 2009
4. Heiderot, (mittelspät, festkochend, rotschalig und rotfleischig) 2017
5. Vitabella, (früh, festkochend) 2010
Es heißt doch Krautfäule, warum werden dann die Knollen befallen? Die Pilzsporen gelangen vom Kraut auf den Boden und werden in nassen Jahren auf die Knollen übertragen. Wenn die Kartoffeln direkt nach dem Welken des Laubes geerntet werden, ist die Schale noch zart und besonders anfällig. Teilweise wird die Entlaubung mit dem Gift Diquat durchgeführt und zwar, sobald die Knollen ca. 6 cm lang sind – folglich teilweise unreif. Ließe man die natürliche Laubwelke zu, würde man unterschiedlich große Knollen ernten – die im Handel nicht absetzbar sind.*)
Hier sind wir als Verbraucher gefragt, indem wir mehr auf Qualität achten als auf gleiche Größe.
*) Ich habe Dr. Heidi Lorey gefragt, wie ich selber Mitglied im Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt. Sie gilt als Kartoffelexpertin, ich habe sogar den begriff “Kartoffelsommelière” gelesen. Frau Lorey hat mehrere Kartoffelbücher geschrieben. Sie antwortete mir folgendermaßen:
“Widerstandsfähige Kartoffelsorten gegen Krautfäule sind ein schwieriges
Thema. Ich hatte in den letzten Jahren die Sorten Luna Rossa und Blue Danube,
die waren bei mir gut und ertragreich auf Sand.
Wenn die Sommer ab August verregnet werden, wird es schwierig mit dem
Kartoffelanbau. Ich wähle immer sehr frühe und frühe Sorten,
keime sie vor, versuche, so früh wie möglich zu pflanzen, damit der
Knollenansatz und die Knollengröße groß genug ist, bevor es zu massiver Krautfäule kommt.
Dann ernte ich lieber früh.“
*)Warum Kartoffeln entlaubt werden
*)Warum Kartoffeln entlaubt werden
Foto und Screenshot Ev. Renell