Kein Erbsenzählen

Drei Erbsensorten: `Frühe Heinrich´ wird noch regulär gehandelt (zugelassene Sorte); die Kronenerbse und die Markerbse Vatikangarten
sind nur über Erhalterorganisationen wie den VEN erhältlich.

Als Karl Baedeker 1847 dabei beobachtet wurde, wie er getrocknete Erbsen von seiner Westen- in seine Hosentasche umsteckte, verpasste ihn sein Bekannter Freiherr Gisbert von Vincke kurzerhand den Spitznamen „Erbsenzähler“. Der hatte nämlich mitbekommen, dass Baedeker bei jeder 20. Stufe des Mailänder Doms eine Erbse die Tasche wechseln liess. Oben angekommen zählte Baedeker die Erbsen in der Hosentasche, multiplizierte sie mit 20 und addierte noch die restlichen Stufen dazu. Heraus kam die Stufenzahl des Doms als Information für seinen neuen Italien-Reiseführer. *)

Ich habe meine Erbsen nicht gezählt – obwohl das zur Bestimmung des Tausend-Korn-Gewichtes nötig wäre – sondern nur gewogen. Und dabei wollte ich herausfinden, wie hoch der Ertrag pro Reihe war.

von links oben nach rechts unten, Samenertrag auf 3m Reihenlänge:
1. Ostfriesische Felderbse = 640g 2. PIS 168 Alte Landsorte = 610g
3. Carouby de Moussane alte französische Zuckererbse = 380g 4. Frühe Heinrich = 350g
5. Engels Sabel dänische Zuckererbse = 300g
Kantige Samenkörner deuten auf eine Markerbse, runde auf Palerbsen; bei Zuckererbsen unterscheidet man in Zucker-Markerbsen und Zucker-Palerbsen. Beim Verzehr mit Hülsen fehlt die “Pergamenthaut” innen auf den Hülsen (=Fruchtblätter). Deshalb liegt sie auch eng auf den Körnern an.

Bei der `Frühe Heinrich´sieht man ein Loch. Es wurde verursacht durch den Erbsenkäfer. Die weiblichen Käfer legen an den noch kleinen Hülsen der verblühten Erbsenpflanze bis zu 400 nur 0,6 mm große Eier einzeln ab. Nach ca. zehn Tagen schlüpfen aus den Eiern Junglarven, die die Hülsenwand unmittelbar durch und in einen Erbsensamen eindringen. In jedem Erbsensamen kann sich nur jeweils ein Käfer entwickeln.
Die Larvenentwicklungszeit nimmt etwa 1-2 Monate, das darauffolgende Puppenstadium circa zehn
Tage in Anspruch. Noch im Herbst schlüpfen aus den Puppenstadien Jungkäfer, die zum großen Teil
bewegungslos in den gelagerten Samen überwintern und diesen dann im Frühjahr verlassen.
Nahrung/Schadwirkung
Im darauffolgenden Frühjahr verlässt der wärmeliebende Käfer den Schutz des gelagerten Erbsensamens und sucht im Freiland zu Beginn der Vegetationsperiode Erbsenpflanzen auf. Er ernährt sich
von (Erbsen-)Blütenpollen und Blumenblättern.
Befallene Erbsensamen weisen kreisrunde, durchscheinend graue, nur von der Samenhaut bedeckte
sog. Fensterchen oder die bereits geöffneten Schlupflöcher auf. Gesundheitsamt-bw. Erbsenkaefer_Information.pdf

Damit das Saatgut käferfrei wird, habe ich die Samen erst mal eingefroren – 3 Tage reichen aus. Die Keimfähigkeit wird dadurch nicht beeinträchtigt.


2 Palerbsen
links Dwarf Grey Sugar, rechts PIS 168

Links nur Zuckermarkerbsen: die lange Hülse ist die Carouby de Moussane , die wirklich sehr lecker schmeckt. Daneben die Zuckererbse Shiraz mit lila Hülse, was sonst nur bei Palerbsen vorkommt.

Bei einzelnen Sorten hatten wir teilweise ganz wenige Pflanzen. Da war die Petersilienerbse bemerkenswert. 5 Pflanzen ergaben 101g Samen. Diese Pflanze verblüfft nicht nur durch ihre petersilienähnlichen Blätter, sondern auch dadurch, dass sie kaum höher als 30cm wird. Auch die übrigen “Kleinen” konnten durchaus mithalten. Wir hatten den Schnabelzwerg, Allerfrüheste Mai, Frühe Niedrige Volltragende, Sugar Bon und Dwarf Grey Sugar. Das bedeutet, dass Leute, die nur Balkon oder Terrasse zum Gärtnern haben, auch auf die leckeren frischen Erbsen nicht verzichten müssen. Aber bitte in tiefe Töpfe säen, nicht in flache Balkonkästen!

Links Petersilienerbse, Mitte Kronenerbse, rechts Naunheimer Felderbse

Sehr gut gefällt mir persönlich die Markerbse Vatikangarten (siehe Foto unten). Der VEN hat ein Mitglied in der Toscana. Die Dame hat im Laufe von Jahrzehnten ungeheuer viel Saatgut gesammelt; und da war dann auch mal eine Erbsensorte aus dem Vatikan dabei. Als Pflanze ist sie nicht so spektakular, aber die Samen haben eine besondere Färbung. Wie sie schmeckt, weiß ich bisher nicht, denn im vergangenen Jahr war lediglich eine Pflanze gekeimt. Ein typischer Fall, dass man oft erst über einige Jahre einen Saatgutbestand aufbauen muss, bevor man “die Früchte der Arbeit genießen” kann.

Niedrige Sorten

Hohe Sorten

Natürlich kann man noch viel, viel mehr über Erbsen schreiben. Aber das Ausprobieren ist am besten.
Am Sonntag den 25. August werde ich einen Saatgut- und Pflanzenstand in Wismar auf dem Gelände der Kunst- und Kulturinitiative =Kukuk haben. Dort können Sie aus diesen Erbsensorten Ihr Saatgut auswählen, und Beratung gibt es obendrein.

Fotos: Eveline Renell

Sommerzeit ist Erbsenzeit

Eine Erbse ohne Ranken aber mit Blättern, die an Petersilie erinnern: Die Petersilienerbse

Sie kennen Erbsen nur aus der Dose oder tiefgefroren? Dann haben Sie bisher ein Geschmackserlebnis versäumt: Frische Erbsen, unreif vom Beet geerntet. Himmlisch! Heinrich Heine schreibt in “Deutschland, ein Wintermärchen”: … und Zuckererbsen nicht minder”. Zu seinen Lebzeiten waren Erbsen eine Delikatesse, die nur den Begüterten vorbehalten blieb. Natürlich kann man auch frische Erbsen kaufen. Manchmal werden sie sogar aus Afrika importiert. Sie zu kaufen ist nicht nur wegen der Transportwege Quatsch! Erbsen beginnen nämlich etwa 4 Stunden nach dem Pflücken den Zucker in Stärke umzuwandeln. Aus ists mit dem besonderen Geschmack. Bei eigener Ernte entscheiden Sie den Zeitpunkt.

Zwei, die gerne in Bodennähe bleiben: Naunheimer Felderbse und Zuckererbse Shiraz.


Ein Problem mit Erbsen haben wir heutzutage allerdings. Meistens sind die Gärten zu klein, um den erforderlichen Fruchtwechsel (4-6 Jahre) einzuhalten. Aber manchmal reicht auch die Kostprobe, das Naschen. Und dafür kann man auch im Balkonkasten säen. Die Fotos oben zeigen dafür geeignete Sorten, z.B. die Petersilienerbse oder die Naunheimer Felderbse, die beide nicht höher als 30-40cm werden. Sollten Sie mit Erbsen schon vertraut sein, erwarten Sie vermutlich weiße Blüten. Aber wer bei Shiraz und Cappuccino nur an Rotwein und ein Kaffeegetränk denkt, der irrt sich. Beides sind violett blühende Erbsensorten. Die violette Farbe zeigt sich auch an den Blättern und an den Hülsen, sehr dekorativ. Eine ungewöhnliche Sorte haben wir dieses Jahr, die alle ihre in zwei Rosatönen erscheinenden Blüten nur in einer Ebene an der Spitze ausbildet. Daher heißt sie Kronenerbse.

Blüten der Kronenerbse. Hülsen von Engelsk Sabel. Sie blüht weiß, aber hier haben sich die Ranken von Cappuccino dazwischen gemogelt.


Auf die üblichen Einteilungen in Palerbse, Markerbse und Zuckererbse will ich hier nicht weiter eingehen. Sie pflanzen die Palerbsen ja nicht, um sie in Dosen zu konservieren. Auch Palerbsen schmecken süß, wenn man sie nicht ganz dick wereden lässt. Dann ziehe ich heute noch wie schon als Kind die innere Pergamenthaut ab und esse die rohen Hülsen gleich mit auf. Von einer italienischen Bekannten habe ich eine Markerbse, die aus den Gärten des Vatikan stammt. Und eine dänische Zuckererbsen-Züchtung mit sehr breiten Hülsen trägt den schönen Namen Engelsk Sabel.

Diese und noch mehr Sorten können Sie noch den ganzen Juli über auf dem VEN-Schaubeet in den Hardtgärten (Ludwig-Schneider-Weg in Heuchelheim) bestaunen und probieren. Nehmen Sie Kontakt zu mir auf: Eveline.renell@gmail.com! Mehr Informationen auch unter http://nutzpflanzenvielfalt.de

Fotos Eveline Renell

Kennen Sie solche Kartoffeln?

Aus den Pellkartoffeln konnte man faule Stellen leicht herausdrücken; bei den rohen Kartoffeln im Bild rechts sieht man zwar dunkle Stellen, weiß aber noch nicht, wie tief sie gehen. Im Prinzip sind diese Kartoffeln bei geringem Befall essbar. Aber die herausgedrückten Teile sind einfach eklig. Und laut Lebensmittelgesetz gelten Lebensmittel, die Ekel erregen, als verdorben.
Was ist das eigentlich? Es handelt sich um das Erscheinungsbild der Krautfäule = Phytophthora infestans. Das ist eine Kartoffelkrankheit, die zwischen 1845-49 erstmals in Irland auftauchte und große Hungersnot hervorrief. Etwa 1 Million Menschen starben, 2 Millionen wanderten aus. Die Krankheit griff bald auf andere europäische Länder über. Bevorzugt wächst der pilzliche Erreger in nassen und kalten Jahren und auf Böden, auf denen kein Wechsel der Kultur stattfindet. Bei der Kartoffel sollten es mindestens vier Jahre sein.Der ökologische Anbau ist leider genauso betroffen.

Falls sie selber einen Garten haben, können sie Ihre Kartoffeln selber anbauen, wenn Sie immer wieder die Anbaufläche wechseln. Hilfreich ist das vierwöchige Vorkeimen der Kartoffeln bei10 – 15°C.*) Manche Leute wundern sich, warum immer wieder neue Kartoffelsorten in den Handel kommen. Man versucht natürlich, züchterisch etwas gegen die Kartoffelfäule zu tun. Im Foto unten finden Sie fünf Sorten, die relativ widerstandsfähig sind.

1. Jelly, (mittelspät, vorwiegend festkochend) 2002

2. Regina, bio (mittelfrüh, festkochend) 2009

3. Carolus, ( mittelfrüh, vorwiegend festkochend, rosa Augen ) 2009

4. Heiderot, (mittelspät, festkochend, rotschalig und rotfleischig) 2017

5. Vitabella, (früh, festkochend) 2010

Es heißt doch Krautfäule, warum werden dann die Knollen befallen? Die Pilzsporen gelangen vom Kraut auf den Boden und werden in nassen Jahren auf die Knollen übertragen. Wenn die Kartoffeln direkt nach dem Welken des Laubes geerntet werden, ist die Schale noch zart und besonders anfällig. Teilweise wird die Entlaubung mit dem Gift Diquat durchgeführt und zwar, sobald die Knollen ca. 6 cm lang sind – folglich teilweise unreif. Ließe man die natürliche Laubwelke zu, würde man unterschiedlich große Knollen ernten – die im Handel nicht absetzbar sind.*)
Hier sind wir als Verbraucher gefragt, indem wir mehr auf Qualität achten als auf gleiche Größe.

*) Ich habe Dr. Heidi Lorey gefragt, wie ich selber Mitglied im Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt. Sie gilt als Kartoffelexpertin, ich habe sogar den begriff “Kartoffelsommelière” gelesen. Frau Lorey hat mehrere Kartoffelbücher geschrieben. Sie antwortete mir folgendermaßen:
“Widerstandsfähige Kartoffelsorten gegen Krautfäule sind ein schwieriges
Thema. Ich hatte in den letzten Jahren die Sorten Luna Rossa und Blue Danube,
die waren bei mir gut und ertragreich auf Sand.
Wenn die Sommer ab August verregnet werden, wird es schwierig mit dem
Kartoffelanbau. Ich wähle immer sehr frühe und frühe Sorten,
keime sie vor, versuche, so früh wie möglich zu pflanzen, damit der
Knollenansatz und die Knollengröße groß genug ist, bevor es zu massiver Krautfäule kommt.
Dann ernte ich lieber früh.




*)Warum Kartoffeln entlaubt werden

*)Warum Kartoffeln entlaubt werden

Foto und Screenshot Ev. Renell

Ein Januar mit ganz viel Wintergemüse

6 verschiedene (Rote) Bete-Sorten

Seit 2014 gibt es die Veganuary – Kampagne, die Verbraucher:innen jedes Jahr dazu auffordert, im Januar 31 Tage lang vegan zu leben. Auf diese Weise wollen die Veranstalter:innen möglichst vielen Menschen den Wechsel zu einer pflanzlichen Ernährung erleichtern. Kampagnenbericht.
Mir geht es nicht um vegane Ernährung, sondern darum aufzuzeigen, welche Vielfalt an pflanzlichen Lebensmitteln es sogar im Winter gibt = Wintergemüse. Sofern Sie einen Garten haben, können Sie bei diesem milden Wetter noch eine Menge ernten. Und alles andere lässt sich gezielt einkaufen. Ich biete Ihnen einen wöchentlichen Speiseplan an. Der enthält im Normalfall nur 1-2 Rezepte. Das bedeutet, dass alle, die kochen können, nach eigener Kenntnis loslegen sollten. Aber das Kochen ist eine fantasievolle Sache, die nicht unbedingt strenge Rezeptvorlagen braucht. Und dabei kommen oft tolle neue Kombinationen raus.

Für die nächsten sieben Tage habe ich folgende Vorschläge:

Karotten-Kartoffelpuffer Salat aus Orangen und Roten Zwiebeln

Buntes Ofengemüse mit Dip

Rote Bete-Linsensoße auf Spaghetti *1) Endiviensalat

Wurzelgemüse-Curry , Stampfkartoffeln

Lauch-Kürbis-Kartoffeltopf mit gehackten (Wal)Nüssen

Lauchtopf*2)- siehe Foto – Beilage Reis oder Bulgur

Pikante Apfelsuppe Flammkuchen mit verschiedenen Gemüsen*3)

Links Lauchtopf, Mitte Grünkohl-Weizen, rechts (nur für den Nicht-Vegetarier) Russischer Lauch-Hackfleisch-Topf

Pak Choi-Blätter blanchieren und füllen, anbraten. Dieses Foto zeigt Hackfleisch; die vegetarische Variante verwendet Reis oder Bulgur (vom Lauchtopf übrig)

Pak Choi-Röllchen*4) gefüllt mit Bulgur/Reis, Rote Zwiebeln- oder Rote Bete – Marmelade und Schafskäse überbacken

Zu 1) Rote Bete-Rote Linsen-Soße auf Spaghetti (2 Personen)
1. 80g Rote Linsen 10 Minuten in gesalzenem Wasser köcheln, danach ausquellen lassen
2. 1 Zwiebel würfeln, ca 80g Rote Bete schälen, fein reiben, 1 El Essig, 1 Tl Orangenzucker*) und Salz hinzufügen,
mit Wasser bedeckt 20 Minuten köcheln lassen, Rote Linsen dazu geben und gründlich verrühren, je 1 Prise
scharfes und mildes Paprikapulver einrühren, noch 10 Minuten köcheln, abschmecken. 1 Frühlingszwiebel
5 Minuten mitgaren
3. Frühlingszwiebel in Scheiben, 50g Schafskäse in kleine Würfel schneiden, separat servieren

Die reine Soße schmeckt ungewohnt, aber in der Kombination mit den Spaghetti sehr gut.

Zu *2) Kürbis-Lauch-Topf
1 Teil Kartoffeln in kleine Stücke schneiden, garen
2 Teile Kürbis garen, pürieren
3 Teile Lauch in Ringe schneiden, 5 Minuten kochen, dann in das Kürbispüree geben und 10 Minuten
ziehen lassen, Kartoffelstücke hinzufügen, abschmecken, mit gehackten (Wal) Nüssen bestreuen
Das Kochwasser und ein Rest des Lauchtopfes gibt am nächsten Tag eine schnelle, sämige Suppe.

Zu *3) Pikante Apfelsuppe (2 Personen)= ist eine Suppe für kalte Tage, statt Glühwein
Je ½ Tl gem. Nelken + Piment, 1 St. Peperoni in etwas Butter anschwitzen, dazu geben 1 kleine Zwiebel und 3 geschälte Äpfel in feinen Scheiben. Mit 1/4l Apfelsaft und 1/8l Brühe auffüllen, garen.
½ El (frischen) gehackten Oregano (und 2 El Sherry/Portwein) dazu geben, 5Min. köcheln lassen, abschmecken, mit geschlagener Sahne servieren.
Für den Flammkuchen habe ich Fertigteig von der Rolle genommen, 5-8 Min. bei 200°C vorgebacken und mit einer gewürzten Saure-Sahne-Frischkäse-Mischung bestrichen. Darauf kamen Reste von diversen Gemüsezubereitungen. Dann nochmal 10 Minuten backen.

Zu *4) Pak Choi-Röllchen:
Pak Choi ist eine Kohlart, die es mittlerweile in den meisten Supermärkten gibt. Der eigene Anbau war absolut unproblematisch. Die Pflanzen können jetzt noch geerntet werden.
Zuerst die Kohlblätter blanchieren; irgendein gares Getreide (Hülsenfrüchte) würzen, damit die Kohlblätter füllen, anbraten. In Auflaufform geben. Darüber hatte ich im Oktober eine bunte Mischung gehackter Tomaten verteilt; oben drüber wurde Schafskäse gebröselt, das Ganze 10-15 Minuten überbacken. Um diese Jahreszeit empfehle ich eine “Marmelade” entweder aus Roten Zwiebeln oder aus Roter Bete. Man kann die tatsächlich wie Marmelade mit viel Zucker und Gelfix kochen und in Gläsern aufbewahren. Für die Röllchen würde ich höchstens die halbe Menge Zucker verwenden, etwas Essig und kein Gelfix.

*) Orangenzucker (im Handel zwischen 23 und 56€ pro kg) mache ich selber. Unbehandelte Orangen dünn schälen, Schale trocknen lassen. Dann mit reichlich Zucker im Mixer fein zerkleinern. etwas größere Schalenstücke stören meistens nicht, ggfs. können sie vorm Gebrauch abgesiebt werden. Im Schraubglas aufheben. eine kleine Menge davon gibt vielen Gerichten den Pep.


Warum soviele (Rote) Bete Rezepte?
Die Beta vulgaris ist das Gemüse des Jahres 2023/24, beschlossen auf der Mitgliederversammlungs des “Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt”, nutzpflanzenvielfalt.de, bei dem ich aktiv bin. Wir haben im vergangenen Jahr sogar eine Schaupflanzung in den Hardtgärten angelegt. Am 19. Januar werden wir einen Tag lang die Roten, Weißen, Gelben Beten im “Klatschmohn” in Gießen vorstellen und verkosten lassen. In meiner Kindheit kannte ich nur Rote Bete in Essig, und die fand ich furchtbar. Es gibt so tolle Rezepte. Ein Teil der hier veröffentlichten erwuchs aus meiner eigenen Experimentierfreude.

Alle Fotos Eveline Renell, 1) und 4) eigene Rezepte

Anfang September: das können Sie noch säen

Viele “Alte Hasen” wissen, was man Anfang September noch in die Erde bringen kann. Für Gartenneulinge soll dieser Artikel eine kleine Hilfestellung bieten.
Erstens: Ein großer Teil der Blumen, die uns nächstes Jahr ab Mai erfreuen, wird schöner, wenn man im Herbst aussät. Dazu gehören Kornblumen, Kornrade, Acker- und Klatschmohn, Nadelkerbel, Kamille, Mutterkraut, einjähriger und Ackerrittersporn. Dabei handelt es sich um sogenannte “Ackerbegleitkräuter”, die vor Jahrtausenden mit den Getreidearten aus dem Zweistromland nach Mitteleuropa kamen. Während sie noch vor 50 Jahren als Unkraut gar nicht erwünscht waren, weiß man inzwischen ihren ökologischen Nutzen zu schätzen. Falls ein Kübel mit Laub abwerfendem Gehölz auf Ihrem Balkon steht, können Sie diese Blumen nach dem Stecken der Tulpen etc. gleich darüber säen. Die im Herbst gesäten Pflanzen konzentrieren sich auf die Wurzelbildung, blühen nächstes Jahr früher und müssen seltener gegossen werden. Dann bitte in den Untersetzer, um die Wurzelbildung nach unten zu fördern.

Manche Gemüse tragen ihren Standort im Namen, der Feld- oder Ackersalat zum Beispiel. Es gibt ihn in unserer Gemarkung an vielen Stellen wild. Die Septembersaat ist erst im nächsten Frühling erntereif. Aber in diesem Herbst können Sie noch säen und ernten: Radieschen, Scheerkohl, Rucola, Rapa, Asia-Salate. Bei den letztgenannten handelt es sich durchweg um Kohlgewächse, die immer sehr schnell keimen. Wer den Rübstiel (Köln) vermisst: Der ist identisch mit dem oben abgebildeten Cima di Rapa (kurz Rapa). Spinat Anfang September gesät ist vermutlich noch im Herbst zu beernten, bei der Aussaat ab Mitte des Monats müssen Sie bis zum nächsten Frühjahr warten. Auch Winterpostelein kann jetzt noch in die Erde. Wer ihn einmal hat, wird ihn immer wieder finden. Er bedeckt im Winterhalbjahr den Boden; und da wo er Ihnen lästig wird, ist er sehr leicht zu entfernen. Vergessen Sie nicht die dicken Bohnen. Bei den stets milderen Wintern ist die Herbssaussaat früher und ohne schwarze Blattläuse zu beernten. Legen Sie nach Weihnachten sicherheitshalber ein paar Tannenzweige neben das Beet. Im Balkonkasten. kann man säen und die Konferen gleichzeitig als Dekoration verwenden.

Alle genannten Gemüsearten sind als Salat verwendbar. In größerem Zustand können sie auch gedünstet werden. Cima di Rapa schmeckt ähnlich wie Brokkoli. – Guten Appetit!

Bezugsquellen, z. B.: Biogartenversand.de/biosaatgut/blattgemuese

Schaubeet und Pflanzenmärkte im Herbst

Das Schaubeet der VEN-Regionalgruppe Mittelhessen in den Hardtgärten. Zu sehen sind noch einzelne Erbsensorten, vor allem links die sehr lange tragende und wohlschmeckende dänische Zuckererbse `Engelsk Sabel´. Dazwischen sieht man Reihen mit Roter Bete. Mitte August wurden verschiedene Blattkohlarten in die Erbsenreihen gepflanzt.

Die Rote Bete ist das “Gemüse der Jahre 2023 und 2024”, das vom “Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt” auf der Mitgliederversammlung benannt wird. Um anschaulich zu machen, dass die “Roten” Bete nicht nur rot sind, und dass sie unterschiedliche Formen haben können, haben wir das Angebot der IJB* genutzt, in den Hardtgärten ein Schaubeet anzulegen. Der Boden oberhalb des Steinbruchs auf dem Gelände der ehemaligen Baustofffirma Ludwig Schneider hatte es in sich. Zum Ausheben von drei Pflanzlöchern für Dahlien brauchten wir eine Viertelstunde. Gegen Unkraut und Trockenheit wurde mit Pappe und Rasenschnitt gemulcht. Nach den Regenfällen ab Juli gedeiht aber alles überraschend gut. Vereinzelt kommen auch Erbsenpflanzen auf, vermutlich ausgefallene Körner.
Die ersten Erbsen wurden Ende März gesät und wuchsen problemlos. Die Folgesaaten um den 8. April gingen zum großen Teil gar nicht auf, so dass eine Voranzucht in Töpfen im Gewächshaus erfolgte. Schließlich hatten wir 12 Erbsensorten auf dem Beet: Pal-, Mark-, Zuckererbsen, aber auch Kronen- und Knackerbsen.

Links Blütenstand der Kronenerbse und rechts eine Schüssel mit reifen Hülsen der Palerbse `Allerfrüheste Mai´.

Die Erbsen (Gemüse der Jahre 2009 und 2010) wurden als erste Kultur genommen, weil sonst monatelang nichts zu sehen gewesen wäre, denn die Rote Bete wachsen recht langsam. Eingedenk der schlechten Erfahrung mit den Erbsen haben wir sie von vornherein vorgezogen. Inzwischen wurden die meisten Erbsensorten reif (für Saatgut) geerntet. Dabei haben wir die Stiele abgeschnitten, damit die Wurzeln mit den Knöllchenbakterien im Boden bleiben. Mitte Juli wurden verschiedene Blattkohlarten ausgesät und Mitte August in die Erbsenreihen gepflanzt.

Oben sind links die gelbfleischigen Jaune de Vauriac und rechts die weißfleischigen Geante Blanche zu sehen. Das Foto links zeigt die Sorte `Tessas Premium´, die wir selber noch nicht kennen und daher für die Saatgutgewinnung vorgesehen haben. Das geht aber erst im nächsten Jahr.


Auch uns selber macht die Beobachtung der vielen Sorten sehr viel Freude. Wenn Sie neugierig auf das Beet geworden sind, so können Sie mit uns eine Führung vereinbaren, auch außerhalb der offiziellen Öffnungszeiten. Dabei können Sie natürlich das ganze schöne Hardtgärten-Gelände kennen lernen. (eveline.renell@gmail.com)

Herbstmärkte mit VEN-Beteiligung

Darüber hinaus möchten wir Sie auf 4 Herbstmärkte aufmerksam machen, auf denen wir mit einem Informationsstand vertreten sind, bei dem es aber auch Saatgut und reichlich Pflanzen zu kaufen gibt (siehe Vorschau im Bilderbogen)

Sonntag 10. September Kreativmarkt auf Burg Gleiberg, 11.00 – 18.00 Uhr (Veranstalter KuKuk)

Sonntag 24. September Herbstmarkt auf Hof Haina, 12.00 – 17.00 Uhr (Veranstalter NaBu Rodheim)

Sonntag 8. Oktober Apfelmarkt auf dem Ochsenfestgelände in Wetzlar (Veranstalter Landwirtschaftlicher Verein)

Samstag 14. Oktober Herbstmarkt in den Hardtgärten, 11.00 – 15.30 Uhr (Veranstalter IJB)


*) IJB = IJB – gemeinnützige Gesellschaft für Integration, Jugend und Berufsbildung mbH, Nordanlage 33, 35390 Gießen
Die Hardtgärten liegen in Heuchelheim am Ludwig-Schneider-Weg ganz oben – immer der schlechten Straße nach.

“Regional in Biebertal”: Die Biebertaler Manufaktur von Stephan Piontke aus Fellingshausen

Viele Artikel “liegen auf der Straße”. Dieser auch. Anfang August fiel mir im Vorbeifahren an der Straße “Die Beu” in Fellingshausen dieses Auto auf. Bei so einer groß geschriebenen Telefonnummer, was liegt näher als dort anzurufen. Einige Male hin und her gemailt, dann trafen Stephan Piontke und ich uns am 6. September zum Interview mit Getränk beim Edeka. Die Ergebnisse könnt ihr vor allem hören.

Hier erzählt Stephan über ein wesentliches Produkt aus eigener Hand-Herstellung (=Manufaktur), nämlich seine vielen Brotaufstriche. Haben sie schon mal Hagebuttenpüree selber gemacht? Wer die Arbeit vermeiden möchte, der sollte es bei Stephan kaufen.

Um Brotaufstrich zu produzieren, braucht man eigentlich keinen Imbisswagen. Aber den braucht er, um auf Flohmärkten und derzeit vor allem auf den Flohmärken zwischen Gießen und Marburg was Leckeres auf die Hand anzubieten, mit Rohstoffen aus der Umgebung.

Den Imbisswagen würde er gerne noch öfter nutzen. Aber er steht schon in Verhandlungen mit Veranstaltern.

3 von ca. 25 Varianten. Wie viele es jeweils sind, hängt auch von der Ernte des Jahres ab. Der Erdbeeraufstrich enthält keinen Zuckerzusatz. Und im Tomatenaufstrich fehlen alle tierischen Produkte.
Die Herkunft seiner Rohstoffe

Stephan wurde zwar in Gießen geboren, lebt aber schon sein halbes Leben in Fellingshausen und kennt dort viele Leute.
Das führt dazu, dass er im Sommer von Bekannten Obst und Gemüseüberschüsse bekommt, die er in seinen Produkten verarbeitet. Einen großen Teil baut er aber auch selber an in mehreren Hochbeeten im eigenen Hof und Garten sowie in einem zusätzlichen Garten in Gießen. Offenbar ist an dem gelernten Koch auch ein Gärtner verloren gegangen. Und alles kommt aus unmittelbarer Umgebung. Regionaler kann ein Produkt kaum sein.

Maisbeulenbrand

Gastbeitrag von Thomas Bauer

„Milchreife“ Maiskörner, rechts noch hell und an der Spitze schon rötlich; dazwischen liegen weiße und graue Kugeln, das ist der Pilz. (Foto Ev. Renell)

Wer ab September wieder an den nahegelegenen Maisfeldern entlang läuft, kann bei genauer Beobachtung ein seltsames Naturspektakel beobachten: Knoblauch, der auf den Maiskörnern wächst, so sieht es zumindest aus.
Kenner wissen jedoch, es handelt sich hierbei nicht wirklich um Knoblauch und noch nicht einmal um eine Pflanze.          
Das tumorartige Gebilde ist tatsächlich das Werk eines Pilzes und eines unerwünschten noch dazu. Der sogenannte Maisbeulenbrand (Ustilago maydis) infiziert vor allem die Maiskörner, jedoch auch andere Teile der Pflanze.   
Genau genommen bringt der Pilz den Mais dazu, viel schneller zu wachsen als gewohnt, woraus sich eine sogenannte Galle bildet, in der sich der Pilz einnistet und die an eine Knoblauchzehe erinnert.   
Der Parasit befällt allerdings ausschließlich Maispflanzen und ist für andere Pflanzenarten unbedenklich. Gering ausfallende Infektionen (unter 20 % der Pflanzen) haben keinen sonderlichen Einfluss auf die Qualität und Quantität der Ernte. Die betroffenen Pflanzen können wie gewohnt an Nutztiere verfüttert werden, der Pilz zählt laut neuesten Untersuchungen als ungiftig, Allergiker sollten ihn jedoch meiden. Zudem sollten infizierte Pflanzen nicht an tragende oder noch stillende Tiere verfüttert werden.    
Doch nicht nur Tiere können sich von dem Pilz ernähren.   Vor allem in Mexiko zählt der Maisbeulenbrand unter seinem kulinarischen Namen „Cuitlacoche“ als Delikatesse und wird gerne zusammen mit Knoblauch auf Tacos oder Quesadillas serviert – gebraten versteht sich.    

Taco mit Cuitlacoche (Foto wikipedia)


Wer selbst einmal auf den Genuss von Cuitlacoche kommen will, muss den Pilz jedoch früh „ernten“. Die Gallen sollten innen unreif und feucht sein und noch auf keinen Fall Pilzsporen enthalten.         
Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass übermäßiger Konsum langfristig negative Auswirkungen auf den Organismus haben könnte, vor allem, da sich auch andere Pilze, wie Schimmel, auf dem Maisbeulenbrand befinden können.

Neben seinem hohen Wert als Speisepilz wird der Maisbeulenbrand auch gerne für Forschungszwecke verwendet, zum Beispiel in der Krebsforschung oder um genmodifizierten Weizen resistent gegen andere Parasiten zu machen.

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Bald ist Kartoffelpflanzzeit

Verschiedene bunte Kartoffelsorten. Reihe oben (l-r): Blauer Schwede; Shetland Black; Linda; Reihe unten: Highland Burgundy Red; Bamberger Hörnchen; Herrmanns Blaue. © picture-alliance Foto: Simone R. Neumann
Rote, blaue, bunte und “normale” Kartoffeln von “Ellenbergs Kartoffelvielfalt

Für die meisten Kartoffelbauern ist es wirtschaftlicher, wenige Sorten anzupflanzen. Eine Ausnahme ist Karsten Ellenberg aus Barum bei Uelzen, vom dem auch die Kartoffeln stammen, die auf dem Fellingshäuser Wochenmarkt zur Pflanzung angeboten werden.
Ellenberg ist fasziniert von der Vielfalt alter, längst vergessener Kartoffelsorten. Gelbe Schale und buttriger Geschmack, rosa Schale und Fleisch mit würzigem Geschmack, schwarze Schale und cremiger Geschmack: Kartoffel-Raritäten wie “Ackersegen“, “Rosa Tannenzapfen” oder “Schwarze Ungarin” baut er an und verkauft sie an eine wachsende Abnehmerschaft.

Rund 5.000 Sorten waren längst in die Genbank in der Nähe von Rostock*) verbannt, als Ellenberg in den 90er-Jahren begann, wieder traditionelle Formen und Geschmacksrichtungen auf den Tisch zu bringen. Inzwischen zieht der Landwirt auf seinen Äckern etwa 100 historische Sorten, darunter auch eigene Züchtungen. “Ich wollte wissen, wie alte Sorten, die früher auch ohne Kunstdünger gediehen, auf Bio-Böden wachsen. Nicht alle waren gut, ein Teil aber viel besser, interessanter und vielfältiger im Geschmack als das, was es heute gibt.” Der Kartoffelbauer nennt Nuancen wie cremig, nussig und buttrig. “Es ist wie beim Wein: Jeder muss seine Sorte selber finden.” Und nicht jede Sorte eignet sich für jedes Rezept.

Auf dem Wochenmarkt bieten wir folgende Sorten zum Pflanzen an:

SorteKocheigenschaftErntezeitFarbenHerkunft
AnnabelleFestSehr frühHell/gelbNL 2002
HeiderotFestMittelspätRötlich/rotD 2017
LauraVorwiegend festMittelfrühRosa/gelbD 1998
LindaFestMittelfrühHell/gelbD 1974
NemoMehligMittelfrühRosa gefleckt/gelbNL 2019
NicolaFestMittelfrühHell/gelbD 1973
PuikulaVorwiegend festMittelspätHell/gelbFinnland 1953
Purple RainfestmittelfrühLila/liaNL 2019

Es gibt zwar Kartoffeln, die in den Anden auf bis zu 4000m Höhe gedeihen. Solche sind aber hier nicht dabei. Damit sie zügig wachsen, sollte man die Knollen im April nur vorkeimen und erst im Mai ins Freie pflanzen. Ihre Kartoffeln keimen ohnehin? Wenn sie die Knollen aber in ein Kästchen mit Erde legen und in einen nicht geheizten, aber frostfreien Raum stellen, dann bilden die Kartoffeln an den Keimen schnell Wurzeln. Ihre Pflanzung bekommt dann im Freien einen guten Vorsprung.

Zu große Knollen werden halbiert (gedrittelt) und auf die Schale gelegt, damit die Schnittfläche abtrocknen kann (Foto Renell)



Vor allem für neue Gärten: Wussten Sie, dass Kartoffeln eine gute Vorkultur für Beete sind, die man neu anlegen will? Sie lockern den Boden und unterdrücken das Unkraut. Man kann sogar einige Wochen lang Pappe auf die Fläche legen, später etwas Erde darauf und die Kartoffeln hinein legen. Dann muss man nur noch etwas Material finden, um sie zu bedecken. Wenn man noch keinen Kompost hat, wird der Ertrag nicht so groß, aber die Kartoffelpflanzen haben Ihnen viel Arbeit abgenommen. Wir waren sogar erfolgreich als wir mangels anderer kompostierbarer Masse reichlich abgeschnittene Kirschlorbeerzweige unter die Pappe gelegt hatten.

Alle Knollen stammen aus dem Betrieb von Ellenberg – siehe Ellenbergs.Kartoffelvielfalt

Text und Foto: ndr.de/ratgeber/kochen/warenkunde/AlteKartoffelsorten


*) Groß Lüsewitz ist eine Außenstelle der Genbank Gatersleben Erlesene Kartoffeln.de (das ist eine Webseite des Anbieters Tartuffli)

Tomaten, Gurken und die Eisheiligen

Freizeit: Drei frostige Herren mit Dame | Augsburger Allgemeine
Drei Eisheilige, Quelle Augsburger Allgemeine

Die drei Eisheiligen (Bild oben) sind christliche Märtyrer bzw. Bischöfe aus dem 4. und 5. Jahrhundert. In Norddeutschland zählt man Mamertus hinzu, in Süddeutschland Sophie, Auch die beiden waren Märtyrer. Die unten genannten Daten sind ihre Namenstage.

Bauernregeln zu den Eisheiligen:

11 Mai: Mamerz hat ein kaltes Herz.
12. Mai: Wenns an Pankratius friert, so wird im Garten viel ruiniert.
13. Mai: Servaz muss vorüber sein, willst vor Nachtfrost sicher sein.
14. Mai: Vor Bonifaz kein Sommer, nach Sophie kein Frost.
15. Mai: Vor Nachfrost du nicht sicher bist – bis Sophie vorüber ist.

Quelle: Landratsamt Altötting

Die Klimastatistik zeigt Mitte Mai höchstens zwei Eistage an, das ist aber sehr davon abhängig, wo man wohnt. Die Tabelle unten gilt für Gießen

 JanuarFebruarMärzAprilMaiJuniJuliAugustSeptemberOktoberNovemberDezember
ø. Temperatur (°C)1.31.85.19.413.516.918.818.414.610.15.52.2
Min. Temperatur (°C)-0.9-1.114.38.6121413.710.56.83.10
Max. Temperatur (°C)3.64.99.11417.821.223.122.718.813.684.3
Niederschlag (mm)625155526467726561586372
Luftfeuchtigkeit(%)84%81%76%70%70%68%68%69%75%81%87%86%
Regentage (Tg.)9898889878910
Sonnenstd. (Std.)2.63.85.58.49.310.410.69.56.74.42.82.4
https://de.climate-data.org/europa/deutschland/hessen/giessen-151/
April 2004 01
Erfrorene Tomatenpflanze Foto Internet

In den letzten Jahren wurde es immer wärmer, so dass manche Leute glaubten, die Eisheiligen könnten wir vergessen. Dieses Jahr hat uns eines Besseren belehrt. Durch die lange Kälteperiode im April ist der Boden für unsere Exoten noch immer zu kalt. Wieso Exoten? Tomaten, Bohnen, Kürbisse Auberginen, Paprika und viele Zierpflanzen wie z.B. die Petunie, Tagetes, Dahlie stammen aus Mittelamerika, die Heimat der Gurken ist Indien, und diese Länder liegen bekanntlich in den Tropen (alles vom Äquator bis zum 23,5. Breitengrad, ab dem 24. sind es die Subtropen). Außer in den richtigen Wüsten fällt die Temperatur nie unter den Gefrierpunkt. Für diese Pflanzen ist es gut, wenn sie erst dann ins Freie gepflanzt werden, wenn die Bodentemperatur mindestens +10° C beträgt. Um den Frühlingsrückstand aufzuheben, kann man das Beet, in das gepflanzt werden soll, vorher einige Tage mit schwarzer Folie belegen, dann erwärmt sich der Boden bei jeder Sonneneinstrahlung. Gurken und Kürbis möchten 18-22° Tagestemperatur haben, damit sie erfolgreich gedeihen, nachts sollte es nicht kälter als +12° sein. Das ist erst Ende Mai der Fall, daher werden diese beiden Kulturen später als Tomaten und Co ins Freie gepflanzt.